: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Absolute Power USA 1997, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Gene Hackmann, Laura Linney
„Der Gentleman-Einbrecher, der mit Samthandschuhen arbeitet und nur die hochkarätigsten Juwelen seines Zugriffs für würdig erachtet, ist ein Idol aus früheren, besseren Zeiten. Um so erfreulicher, daß Clint Eastwood als Regisseur und Star mit der ganzen Grazie seines Professionalismus den guten alten Meisterdieb, der das Stehlen als schöne Kunst betrachtet, noch einmal brillieren läßt. Nicht nur um edele Juwelen geht es natürlich, auch um eine schöne Frau und dann, unvermeidlich am Ende des 20. Jahrhunderts, um viel Blut, Mord, Gewalt. Unser Held gerät nämlich nicht mit irgendwelchen Lausebengeln ins Gemenge, sondern mit dem mächtigsten und korruptesten Drecksack weit und breit, dem Präsidenten der USA, der notfalls auch seine Bodyguards als privates Killerkommando einsetzt. Im übrigen jedoch kann man einem Thriller wie diesem nicht nachsagen, daß er aus dem wirklichen Leben gegriffen sei; er will ohne störende Skrupel der schönen Kunst des Nervenkitzels huldigen.“(Der Spiegel) Europa, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
B
Beavis und Butt-Head machen's in Amerika USA 1996, R: Mike Judge
„Seit Jahren sind sie, MTV sei Dank, Kultfiguren. Und nun tummeln sich die beiden Cartoon-Knalltüten auch noch auf der Leinwand in einem Zeichentrick-Road-Movie. Überraschenderweise kommen die Abenteuer der Grunge-Knaben verblüffend komisch daher, sind durchaus abendfüllend und so subversiv wie auf MTV. Reichlich auf Drogen mutiert Beavis mal wieder zum durchgedrehten „Cornhoolio“und wirbelt zum großen Finale das Weiße Haus durcheinander - um schließlich gemeinsam mit Butt-Head die Welt zu retten. Bill Clintons Dank ist den beiden Deppen sicher. Und Walt Disney wird sich im Grabe umdrehen.“(Bremer) City, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)
Big Night USA 1996, R: Campbell Scott, Stanley Tucci, D: Stanley Tucci, Isabella Rossellini, Campbell Scott
„Nach „Big Night“mag man nicht mehr zum Italiener gehen, denn kein wirkliches Essen kann so lecker sein wie jenes, das wir in diesem Film mit den Augen verzehren. Stanley Tucci, in letzter Zeit einer der schillernsten Nebendarsteller Hollywoods, hat mit seinem Kollegen Campbell Scott einen Augenschmaus angerichtet, einen kleinen Restaurant-Film über die große Kunst des Kochens, heiter, melancholisch und ein Genuß für all jene, die Filme nicht verschlingen, sondern sie sich lieber auf der Netzhaut zergehen lassen.“(tip) Atlantis, Casablanca (Ol)
C
Casino USA 1995, R: Martin Scorsese, D: Robert De Niro, Sharon Stone
„Während er die mit viel Gewalt angefüllte Geschichte von zwei guten Freunden und der Frau, die sie auseinanderbringt, erzählt, hat Scorsese offenbar keine neuen Einsichten in die amoralische Lebensweise seiner Protagonisten gefunden. Statt die Themen des Films expressiv zu verschmelzen, lenkt sein cineastisches Feuerwerk uns hier nur von dem Vakuum ab, das sich im Kern des Filmes auftut.“(Worldpremiere) Kino 46
D
Dante's Peak USA 1997, R: Roger Donaldson, D: Pierce Brosnan, Linda Hamilton
„Wo anders als im Kino hat man schon die Möglichkeit, hautnah dabei zu sein, wenn ein Vulkan ausbricht? Die Filmemacher haben offensichtlich gut recherchiert, denn die einzelenen Stadien des Ausbruchs werden sehr detailiert und überzeugend vorgeführt. Dafür ist aber das Drehbuch extrem einfältig. Kein Klischee wird ausgelassen: Natürlich springt ein süßer Hund in letzter Sekunde in Sicherheit, und wenn ein unsympathischer Dickkopf sich nicht evakuieren läßt, weiß jeder, daß er die erste Hälfte des Films nicht übersteht. Ähnlichkeiten mit „Daylight“, dem letzten Tunnel-Disaster-Film, erklären sich dadurch, daß derselbe Autor für beide Skripts verantwortlich ist. Aber ich persöhnlich glaube, daß „Leslie Bohem“ein Computer-Software-Programm ist, denn man mag kaum glauben, daß ein Mensch so formelhaft und unpersöhnlich schreiben kann.“(Christopher Tookey) UfA-Stern
Diebe der Nacht Frankreich 1996, R: Andre Techine, D: Daniel Auteuil, Catherine Deneuve
„Der Film führt unterschiedlichste Figuren, die in einem komplexen Beziehungsgeflecht stehen, zusammen. Im Mittelpunkt steht ein Mädchen, das sowohl von einer älteren Philosophie-Lehrerin als auch von einem zynischen Polizisten geliebt wird, der in seiner kriminellen Familie zum Außenseiter wurde. Behutsam und eindringlich, dank vorzüglicher Darsteller, umkreist der Film aus mehreren Perspektiven die Handlungen und Motive der Personen, wobei er sich dramaturgischer Elemente aus Kriminalfilm und Familientragödie bedient, sie aber auf ganz eigene Weise miteinander verschmilzt.“(film-dienst) City
Der Dummschwätzer USA 1997, R: Tom Shadyac, D: Jim Carrey, Maura Tierney, Jennifer Tilly
„Es ist nicht furchtbar originell, einen Rechtsanwalt als zwanghaften Lügner darzustellen – immerhin verdient er, nach Ansicht der meisten Leute, damit sein Geld. Regisseur Tom Shadyac nutzt geschickt das Potential seines Stars, ohne den Fehler zu machen, Carreys Fratzenschneiderei zu sehr auszukosten. Das Ergebnis ist eine durch und durch nette Familienkomödie mit Moral zum Mitnehmen.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
E
Emma USA 1996, R: Douglas Mcgrath, D: Gwyneth Paltrow, Ewan McGregor
Eine englische Pfarrerstochter, die vor 200 Jahren gelebt hat, ist die zur Zeit erfolgreichste Lieferantin von Filmvorlagen für Hollywood. Der besondere Reiz der Jane Austin-Filme entsteht durch die saubere, fast märchenhafte Atmosphäre des „merry old England“mit Kleidern, die wie Teewärmer aussehen, noblen Landsitzen und vielen Picknicks in sonnigen Parklandschaften. Die schnippische und letzlich furchtbar snobistische Emma ist auf den ersten Blick keine besonders sympathische Heldin, und der dramatische Sog des Films entsteht dadurch, daß man darauf hofft, daß sie möglichst empfindlich mit ihren törichten Kupplereien Schiffbruch erleidet. Wenn man ihr schließlich doch das typische Happy-end gönnt, mit dem Austin mathematisch genau jedes Deckelchen auf sein Töpfchen setzt, dann liegt das an Gwyneth Paltrow, die Emma so jugendlich, arglos und gutherzig spielt, daß sie selbst von den strengen englischen Kritikern mehr gelobt als getadelt wurde. Als Amerikanerin versuchte sie zum Glück erst gar nicht, sich einen möglichst englischen Tonfall zuzulegen. Wer ein zweites „Sense and Sensibility“erwartet, mag enttäuscht sein, aber „Emma“ist eine grundsolide Adaption mit viel Tratsch und Sinnlichkeit. (hip) Atelier, Casablanca (Ol)
Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow
Der Autor Michael Ondaatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, Die Zeit) Filmstudio, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Apollo (Whv), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
F
F for Fake Frankreich 1973, R: Orson Welles, D: Orson Welles, Oja Kodar, Clifford Irving / englische und deutsche Fassung
„Orson Welles oder die hohe Kunst des Bluffs: Ein Filmgenie, das sich freiwillig vermarkten ließ, höchst erfindungsreich als Impressario seines eigenen Mythos und als Arrangeur seiner luxuriösen Dauerflucht vor Schuldnern und Finanzämtern, portraitiert zwei Finanz- und Betrugs-Genies, die ihrerseits mit sichtlichem Vergnügen posieren, bluffen und dick auftragen und die ihre skandalträchtigen Schwindeleien in trauter Seelenverwandtschaft mit dem Regisseur eher lustvoll mystifizieren als sachlich erläutern. Der Film, der dabei herauskommt, ist so lustig, sarkastisch und süffisant wie seine drei Protagonisten: Ein virtuoser cinematographischer Essay, eine Kino-Anthropologie und ein Teil der exklusiven Legende vom großen Citizen Welles, ein intellektueller Spaß und eine Sternstunde fürs Kino.“(Wolf Donner) Kino 46
Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave
„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Stern
Friedrich und der verzauberte Einbrecher Deutschland 1996, R: Rolf Losansky, D: Friedrich Lindner, Günther Lamprecht
„Friedrich ist ein außergewöhnlich unkompliziertes Kind. Seine alleinstehende Mutter kann sich ohne Probleme ihrer Arbeit widmen und stellt zudem einen Einbrecher mit dem Regenschirm. Der Kleinkriminelle wiederum mutiert zur Leseratte und macht während seiner Haftzeit das Gefängnis zu einem einzigen großen Lesesaal. Mit diesem modernen Märchen huldigt der Regisseur Losanssky dem Friede-Freude-Eierkuchen-Genre. Die Allerkleinsten werden es jedoch gut verdauen können.“(tip) Kino 46
H
Heart of Stone USA 1996, R: Philippe Mora, D: Brian Bosworth, Joe Tory
"Who's the Boz? Ex-Footballstar Brian Bosworth nahm in seinem Filmdebüt „Stone Cold“sein Image als „Tough guy“locker auf die Schippe. Eine solche Portion Selbstironie hätte auch diesem vorhersehbaren Action-Krimi gut getan.“(TV-Spielfilm) UT-Kinocenter
101 Dalmatiner USA 1996, R: Stephen Herek, D: Glenn Close, Jeff Daniels, Joely Richardson
„Das Remake aus der Hölle! In dieser Realfilm-Version sprechen die Hunde nicht mehr, sie wackeln nur noch mit den Köpfen und bellen. Und die Menschen, angeführt von Jeff Daniels und Joely Richardson, wandern durch die ganze Angelegenheit mit einem benommenen, ungläubigen Gesichtsausdruck, was man ja auch durchaus nachvollziehen kann. In ihren Eingangszenen als die böse Cruella DeVil zeigt Glenn Close eine gewisse scharlachrote Freude an ihrer eigenen Monströsität. Aber schnell wird der Zauber und die Feinfühligkeit des Zeichentrickfilms von 1961 durch schwerfällige Grobheiten erschlagen. Ist dies jetzt die offizielle Geschäftspolitik von Disney?“(New Yorker) UFA-Stern, UT-Kinocenter
J
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
K
Kama Sutra USA 1995, R: Mira Nair, D: Sarita Choudhury, Naveen Andrews
„Mira Nairs pseudo-feministische Phantasie von weiblicher Selbstbefreiung und sinnlicher Selbstbestimmung wird ständig konterkariert von dem Umstand, daß die Frauen all ihr Sinnen, Lernen und Bestreben letzlich der Verführung des Mannes widmen. Der Mann lenkt ihr Tun – ihm zu gefallen, ist höchstes Ziel. Diese Welt wird ausgiebig in jenes orange-rot-braune Licht getaucht, das Haut und Haar so auffallend schimmern läßt. Mira Nairs eigentliches Thema, die spirituelle Dimension der Erotik, wird im Film nur vordergründig abgehandelt und bebildert. Dies wird durch aufwendiges Produktionsdesign, folkloristische Kostüme, durch Kunsthandwerk in Form von Tanz-Einlagen und ausgiebiges Abfilmen von Pracht und körperlicher Schönheit einzuholen versucht. Doch Exotik allein ist kein Garant für Aufmerksamkeit, das Ergebnis bleibt flach.“(epd-film) Cinema, Casablanca (Ol)
Der kleine Unterschied Großbritannien 1996, R: Richard Spence D: Steven Mackintosh, Rupert Graves
„Kim, eine postoperative Transsexuelle, hat sich ihr Leben in biederer Ruhe eingerichtet. Bis sie Paul kennenlernt, einen Jugendfreund aus dem Internat. Er ist ein notorischer Streithahn, den Kims Wandlung ebenso neugierig macht, wie in seiner Männlichkeit verstört. Ihre vorsichtigen Avanchen enden in Ärger mit der Polizei. Diese Konfronatation zwingt Kim zum qualvollen Abschied von ihrer Zurückgezogenheit und zur Emanzipation von ihrem überholten Frauenbild. Humorvolles und einfühlsames britisches Kino.“(tip) Atlantis
Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers
„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UFA-Palast
L
Lorenz im Land der Lügner Deutschland/Luxemburg 1996, R: Jürgen Brauer, D: Fabian Oscar Wien, Marianne Sägebracht, Rolf Hoppe
„Jürgen Brauer („Gritta vom Rattenschloß“) ist auch mit diesem Film eine sanfte Parabel auf die heuchlerische Welt der Erwachsenen gelungen. Der junge Lorenz wird auf eine Insel verschlagen, auf der die Erwachsenen mit jedem Satz lügen und selbst die Tiere sich verleugnen: Hunde miauen, Katzen bellen. Zusammen mit der gleichaltrigen Elise und dem animierten Kater Hintze gelingt es Lorenz, die Verschwörung aufzudecken. Während viel Kinderfilme sich auf Spezialeffekte beschränken, bleibt Brauer seinem nur scheinbar altmodischen Humanismus und einer unspektakulären, aber psychologisch subtilen Darstellung treu.“(tip) Atlantis
Lost Highway USA 1996, R: David Lynch, D: Bill Pullman, Patricia Arquette
„Wer rationale Erklärungen für diese faszinierende Reise in die Tiefen des Unterbewußtsein erwartet, wird von Lynch enttäuscht. Denn der Kino-Visionär konfrontiert in seinem Film-Puzzle das Publikum mit einer anderen Welt, auf die sich jeder selbst einen Reim machen muß. Raum, Zeit und Realität sind bloß Spielmaterial, um Themen wie Seelenwanderung, Persönlichkeitsspaltung oder schicksalshafte Kreisbewegungen effektvoll in Szene zu setzen. Zwischen Kafka und Hitchcock, Schizophrenie und Paranoia pendelnd, ist „Lost Highway“ein kompromißloses, wen auch nicht restlos überzeugendes Experiment, das sich als betörendes Beiwerk oder bewußtseinserweiternde Kinodroge interpretieren läßt.“(Bremer) Schauburg
Love etc. Frankreich 1996, R: Marion Vernoux, D: Charlotte Gainsbourg, Yvan Attal, Charles Berling
„Lust, Leidenschaft und Leid, eine Frau und zwei Männer: Der Altmeister des verspielten Affärenkinos, Francois Truffaut, hätte wahrscheinlich seine diebische Freude gehabt an diesem Duett zu dritt, das nicht nur beim Trip des Trios ans Meer an den Meilenstein des Dreiecksfilms erinnert. „Love etc.“besticht durch heiter-besinnliche Dialoge wie Monologe, eine trotz aller Tragik unbeschwerte Inszenierung und drei Schauspieler, die ihre Rollen mit ganzer Sinnlichkeit ausfüllen. Und daß die junge Regisseurin die „Jules und Jim“-Hürde mit ihrem Film so souverän nimmt und einem Vergleich standhält, ist wohl das höchste Lob, das man ihr aussprechen kann.“(Bremer) Schauburg, Gondel
M
Marvins Töchter USA 1996, R: Jery Zaks, D: Meryl Streep, Leonardo DiCaprio, Dianne Keaton, Robert De Niro
„Was auch immer Sie sonst über dieses aus dem Herzen gefühlte Drama denken, man kann nicht verleugnen, daß es ein schweres Pillen-Bombardement ist. Fast jeder in diesem Film scheint krank zu sein, aber er gehört trotzdem zu der Gattung, in der die Menschen am meisten Hilfe brauchen, die einen heilen Körper, aber eine gepeinigte Seele haben. Zaks Film wirkt wie ein Stück besseres Fernsehdrama. Es ist ein Heilungs- und Vergebungspaket, und das eine Element, das es so massiv und starr erscheinen läßt, ist die schwergewichtige Besetzung. Wenn man Robert De Niro dazu bewegen kann, dem verwirrten Mediziner Dr. Wally einen komischen Dreh zu geben, kann man zumindest die Illusion von Substanz garantieren. Tatsächlich gibt es hier solch eine große Dosis von Schauspielerei, die aus jeder Ecke herunterregnet, daß ich den leichten Impuls verspürte, davor in Deckung zu gehen. Keaton und Streep sind bewährte Opponentinnen, und sie spielen hier über fünf Akte: Streep spult mit stählernem Herzen und kettenrauchend eine ihrer Spezialnummern als Allerweltsperson ab, und Keatons Verkörperung des sackenden mittleren Lebensabschnitts fehlen das Makeup, die Eitelkeit und all die traditionellen Verschönerungen einer Hauptrolle. Sie ist so selbstlos, daß man kaum noch weiß, wo man hinsehen soll.“(The New Yorker) Gondel
Metro USA 1996, R: Thomas Carter, D: Eddie Murphy, Michael Rapaport
„Keiner quasselt so viel, so schnell und so verqueres Zeug wie Eddie Murphy. Idealbesetzung also für die Rolle des unorthodoxen Polizeipsychologen, der Geiselnehmern lieber ein Loch in den Bauch redet, als ihnen eine Kugel in den Bauch schießt – bis ein Supergangster einen unerbittlichen Privatkrieg anzettelt. Herausragend auch die anderen Darsteller, die Actionsszenen, das Set-Design, die süffisanten Ideen am Rande. Alle Ingredienzen aber sind verschwendet an eine hanebüchene 08/15-Story, die man schon zu oft im Kino über sich ergehen lassen mußte.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter
Michel in der Suppenschüssel Schweden 1971, R: Olle Helbbom, D: Jan Ohlson
Lustiger Kinderfilm über die Erlebnisse und Streiche des kleinen Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Serie durfte auch mal einen Film über einen frechen Jungen drehen. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Gondel
N
Die Nacht – La Notte Italien/Frankreich 1960, R: Michelangelo Antonioni, D: Jeanne Moreau, Marcello Mastroiani, Monica Vitti, Bernhard Wicki
„In Antonionis früherem Film „L'Aventura“, der auch von der moralischen und geistigen Armut der Reichen handelt, war seine Vorliebe für Architektur dem Thema und den Charakteren angemessen. Aber hier nehmen die abstrakten Elemente überhand und das Drama erstarrt zum Gletscher. Zudem ist seine Konzeption geschmacklos: Seine Figuren scheinen in ihrer Einsamkeit und Leere zu schwelgen. Sie sind Papp-Intellektuelle – so eine Art internationaler Cafe-Set – und ihre Mattigkeit scheint wie eine eitle Pose. Marcello Mastroiani spielt einen ausdruckslosen berühmten Schriftsteller; als seine Frau geht Jeanne Moreau ewig mit der auf ihr Hinterteil fixierten Kamera spazieren; und Monica Vitti ist eine Brünette, die bis zu ihren Ohren im Geld schwimmt und nichts tut.“(Pauline Kael) Kino 46
Napoleon Australien 1995, R: Mario Andreacchio
„Der Golden Retriever-Welpe namens Napoleon erlebt aufregende Abenteuer in der wilden Natur Australiens. Ein faszinierender Tierfilm – hätte man auf die Musik gesetzt, den Tieren keine Stimmen ins Maul gelegt und statt dessen einen Erzähler genommen. Doch so verliert die wunderbar inszenierte Geschichte ihren besonderen Zauber.“(tip) Ufa-Palast
P
Das Piano Australien 1993, R: Jane Campion, D: Holly Hunter, Harvey Keitel, Sam Neill
„Der Film erzählt von der unüberwindlichen Fremdheit zwischen der stummen Pianistin Ada und Stewart, ihrem Ehemann, von der Anziehung, die sie zu Stewarts Nachbarn Baines empfindet, und vom Verrat der Tochter. „Das Piano“ist eine Art modernisierte Bronte-Roman, in dem Liebe Verzicht ist – nur daß hier, Neuseeland um 1850, die Männer verzichten. Lyrisch, ohne süß zu sein, repetiv, ohne Dringlichkeit. „Das Piano“ist ein schöner Film, der ratlos läßt.“(taz) Gondel
Prèt-A-Portér USA 1994, R: Robert Altmann, D: Sophia Loren, Marcello Mastroiani, Tim Robbins
„Zentrum des Geschehens ist natürlich Paris, denn in der französischen Hauptstadt finden alljährlich die Prèt-A-Portér-Schauen stat. Altmann nutzte dieses an Aufgeblasenheit kaum zu überbietende Zusammentreffen und drehte vor Ort eine aberwitzige Geschichten-Collage mit über 30 tragenden Rollen (und Stars), die über Intrigen und Sehnsüchte miteinander verwoben sind. Altmann bricht mit dem schönen Schein, indem er den Blick hinter die Kulissen ermöglicht, auf Eitelkeit, Geltungsucht und vor allem Profitgier.“(TV-Spielfilm) Kino 46
R
Das Relikt USA 1996, R: Peter Hyams, D: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore
„Mögen Sie Actionhorror pur? Monster-Movies wie „Der Blob“, „Tremors“oder „Aliens“? Dann sitzen Sie im „Relikt“hundertprozentig in der ersten Reihe. Für Schocks und Schauer, Splatter und Spannung sorgt hier eine blutrünstige Schleimkreatur, die sich im morbiden Naturkundemuseum von Chicago eingenistet hat, dort ihr Unwesen treibt und erstmal einem Nachtwächter den Kopf abbeißt. Der Genre-Spezialist vom Dienst, Peter Hyams, haut effektvoll auf den Putz und läßt einen furchteinflößenden Labyrinthgrusler der alten Schule von der Leine: Dunkle Gänge, dunkle Räume, dunkle Ecken und hinter jeder Tür wartet eine Schreckenssekunde auf die Helden und auf uns.“(Bremer) City, UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
Rosanna's letzter Wille USA/Italien/Großbritannien 1996, R: Paul Weiland, D: Jean Reno, Mercedes Ruehl
„Über alles liebt Marcello, Trattoria-Besitzer in einem kleinen italienischen Dorf, seine Frau Rosanna, die unheilbar krank ist. Eigentlich kein idealer Ausgangspunkt für eine heiter-romantische Komödie. Doch Drehbuchautor Saul Turteltaub hat aus einer italienischen Volkserzählung eine im besten Sinne altmodische Komödie gemacht. Voller Zuneigung wird man Zeuge, wie der cholerische Marcello verzweifelt versucht, jedermann am Leben zu erhalten, weil nur noch drei Gräber auf dem Dorffriedhof frei sind. Denn der letzte Wunsch der angeblich Todgeweihten ist es, in Heimaterde begraben zu werden. Der Film setzt auf kauzige Charaktere und den widerborstigen Charme Jean Renos, der der sympathischen Figur des stets hysterischen Gastwirts die unbändige Energie einer Comicfigur verleiht.“(D. Lackner) UT-Kinocenter / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast
Rainer-Werner-Fassbinder-Abend
Mit dem von der Bremer Universität produzierten Film-Feature „Liebe – kälter als der Tod“als Videoprojektion und einem Überraschungsfilm, bei dem man nicht lange zu raten braucht, wie der Regisseur wohl heißen mag. Kino 46
Die Rückkehr der Jedi-Ritter USA 1983/97, R: Richard Marquand, D: Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fischer
Auch der letzte Teil der „Star-Wars-Trilogie“wurde jetzt aufwendig restauriert und mit neuer Tontechnik und Computeranimation aufgepeppt. City, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
S
The Saint – Der Mann ohne Namen USA 1997, R: Philip Noyce, D: Val Kilmer, Elisabeth Shue
„Was versteht man beim Film unter „Franchise“? Antwort: ein lizensiertes Markenzeichen wie James Bond oder Batman. Und was macht, wer ein solches Franchise-Produkt lancieren will, aber außer einer kultig angestaubten Romanfigur und einem 60-Mio-Dollar-Budget keinen blassen Schimmer hat, wie das geht? Antwort: Er klaut, wo's nur geht. Bei dem für die Wiedergeburt von Simon Templar verantwortlichen Paramount-Studio erinnerte man sich zudem an den letzten Hit – „Mission: Impossible“– und verpflichtete Regieroutinier Philip Noyce, der bereits mit zwei Tom-Clancy-Adaptionen seine Franchise-Tauglichkeit bewiesen hatte. Ähnlich wie bei der abstrusen Cruise-„Mission“kümmerten sich die Autoren einen Dreck um Story, Plot und Logik.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast
Set it off USA 1996, R: Gary Gray, D: Jada Pinckett, Quenn Latifah
„Sie sind Girlz N The Hood: Die hart arbeitenden Freundinnen Stony, Frankie, Cleo und Tisean fühlen sich vom System betrogen und verfallen auf eine irre Idee. Von der lokalen Kiezgröße mit Waffen ausgestattet, beginnen sie eine Karriere als Bankräuberinnen. Das löst finanzielle Probleme und sorgt für den richtigen Adrenalin-Kick – bis sich die Lage dramatisch zuspitzt. Der bestechend besetzte Film ist actionreich, hedonistisch, bewegend, cool. Und kommt der Idealvorstellung eines feministischen Thrillers erstaunlich nahe.“(tip) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Shine – Der Weg ins Licht Australien 1996, R: Scott Hicks, D: Geoffrey Rush, Noah Taylor, Armin Mueller-Stahl, John Gielgud
Eines der beliebtesten Klischees über Künstler ist es, daß Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Wenn nun der australische Film „Shine“von einem virtuosen Pianospielers handelt, der in der psychiatrischen Anstalt landet, sind die Erwartungen schon vorprogrammiert. Und werden zum Glück gründlich enttäuscht. Der Regisseur Scott Hicks erzählt hier die wahre Geschichte von David Helfgott, der in den 50er Jahren als Wunderkind am Flügel reüssierte, auf der Bühne nach dem Spielen des berüchtigt schwierigen 3. Pianokonzerts von Rachmaninoff zusammenbrach und nach einer langen geistigen Umnachtung wieder den Weg in die seelische Gesundheit und ans Klavier fand. Armin Mueller-Stahl spielt Davids Vater als eine wahrhaft erschreckende Mischung aus Tyrann und Opfer. Sein Gegenpol ist John Gielgud in einer weiteren schönen Nebenrolle als ein Musikprofessor, der David in London fördert und so etwas wie sein Traumvater ist. Das Wunderbare an diesem Film ist es, das er trotz Geisteskrankheit und Davids gescheiterter Weltkarriere alles andere als deprimierend ist. Dafür ist Hicks ein zu romantischer und warmherziger Erzähler. (hip) Schauburg
Space Jam USA 1996, R: Joe Pytka, D: Michael Jordan, Bugs Bunny, Daffy Duck
„Einen explosiven Cocktail aus Wirklichkeit und Cartoonphantasie hat das Team Reitman/Pytka hier gemixt: Wo sich Bob Hoskins noch mit einem einzigen Zeischntrick-Hasen namens Roger Rabitt herumschlagen mußte, wird Michael Jordan, einer moderenen Alice in MTV-Wunderland gleich, ganz in die Welt der Cartoonfiguren verpflanzt. Während am einen Ende der Geschichte die Gummikörper der Tooney Tunes für überbordende Phantasie sorgen. stehen am anderen Ende Basketballspieler, die sich alle selbst spielen, für einen bizarren Realitätskick.“(epd-Film) UT-Kinocenter
Die Story von Monty Spinnerratz Deutschland 1997, R: Michael F. Huse, D: Lauren Hutton, Beverley D'Angelo
„Die Marionetten der Augsburger Puppenkiste ins Kino zu bringen ist prinzipiell eine tolle Idee. Nur ist sie hier leider völlig verschenkt. Mit Blick auf den US-Markt nahm man ein amerikanisches Kinderbuch als Vorlage und verlagerte damit den Aktionsbereich der „fränkischen Muppets“über den großen Teich. Der Charme der Puppen ist dabei anscheinend irgendwo im Hudson River untergegangen.“(V. Bleek) UFA-Stern, Schauburg, Solitaire (Westerstede)
Die Strategie der Schnecke Kolumbien 1993, R: Sergio Cabera, D: Frank Ranirez, Florina Lemaitre
„Als die Räumung ihres Nachbarhauses durch Immobilienhaie droht und alle rechtlichen Mittel nicht helfen, greifen die Bewohner zur direkten Aktion: Heimlich tragen sie das Innere des Gebäudes ab und lassen nur die Fassade übrig. „Die Strategie der Spinne“ist populäres lateinamerikanisches Kino im besten Sinne: Politisch engagiert, aber gleichzeitig mit viel Kraft und Spaß inszeniert.“(tip) Cinema
T
Tage wie dieser... USA 1996, R: Michael Hoffman, D: Michelle Pfeiffer, George Clooney
„In dieser gefälligen, wenn auch etwas zu lange köchelnden romantischen Komödie treffen sich die beiden gehetzten alleinerziehenden Eltern George Clooney und Michelle Pfeiffer an dem nervigsten Tag ihres Lebens. Er ist Journalist bei einer Boulevardzeitung, sie ist Architektin. Beide haben zu viel zu tun und niemanden, der für diesen Tag auf ihre Kinder aufpasst. Obwohl sie sich auf den ersten Blick nicht leiden können, einigen sie sich nach einigem Zögern darauf, für diesen Tag die Elternpflichten zu teilen. Pfeiffers Sohn und Clooneys Tochter haben aber ihre eigenen Pläne und spielen ihren Eltern einen Streich nach dem anderen. Bei den komischen Streitigkeiten versuchen die beiden Stars sich gegenseitig auf bewunderswertem Niveau die Show zu stehlen. Aber leider dauert es eine kleine Ewigkeit bis zu dem Kuß, der sie zusammenbringt.“(International Herald Tribune) UT-Kinocenter, Ufa-Palast
Ein tierisches Trio II USA 1996, R: David R. Ellis, D: Kevin Chevalia, Robert Hays
„Drei Haustiere, zwei Hunde und eine Katze, gehen auf dem Weg in den Urlaub auf dem Flughafen von San Francisco verloren. Während ihre Familie vergeblich eine Suchaktion startet, schlägt sich das permanent palavernde Trio zwei Tage lang durch den Großstadtdschungel nach Hause durch. Zweiter, ebenso kurzweiliger wie belangloser Aufguß des Disney-Filmes „Die unglaubliche Reise“, der lediglich Episode an Episode reiht, ohne ein übergreifendes Thema zu finden.“(Josef Lederle) Kino 46
Trainspotting Großbritaniien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewan Bremner
„Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zitaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer drogensüchtigen Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder Lebensgefühl.“(taz) UFA-Stern
Turbulence USA 1977, R: Robert Butler, D: Lauren Holly, Ray Liotta
„Serienkiller plus Flugzeugkatastrophe – schon dieser faszinierende Drehbucheinfall, der zwei denkbar inkompatible Motive über die Klippen der Wahrscheinlichkeit und der dramaturgischen Vernunft hinweg zusammenbringt, berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Und „Turbulence“erfüllt sie alle. Hier entfaltet sich ein Desaster-Movie im Geist der siebziger Jahre, mit unheilvollen Dialogen, geradlinigen Charakteren, hysterischen Effekten, heilsamer Moral und allerhand praktischer Überlebenstips. Die Leistung von Karen Blacks wackerer Flugbegleiterin in dem guten alten „Airport“überbietet Lauren Holly mühelos. Von ihr lernen wir, wie man einen Serienkiller zur Strecke bringt, unter fernmündlicher Anleitung einen Autopiloten programmiert und eine Karaoke-Party im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers sprengt.“(epd-Film) UFA-Stern
V
Vertrauter Feind USA 1997, R: Alan J. Pakula, D: Brad Pitt, Harrison Ford
„Wer ein rechtschaffender Ire ist, läßt einen Landsmann in der Fremde nicht verkommen. So gibt der New Yorker Streifenpolizist Harrison Ford Brad Pitt, der frisch aus Belfast gekommen ist, eine Bleibe. Daß das keine gute Idee ist, zeigt der Film. Pitt entpuppt sich als IRA-Untergrundkrieger, der in den USA eine Ladung Raketen beschaffen soll. Als der brave Ford das spitzkriegt, wird einerseits aus dem Krimi ein tränenschweres Männerfreundschaftdrama und geht andererseits ein so mächtiges Geballer los, daß der Krieg in Belfast fast idyllisch erscheint.“(Der Spiegel) UFA-Stern
14 Tage lebenslänglich Deutschland 1996, R: Roland Suso Richter, D: Kai Wiesinger, Michael Mendl, Sylvia Leifheit
„ Für Roland Suso Richters sehenswertes Knastpsychodrama magerte Kai Wiesinger deutlich ab; auch optisch wollte er sich deutlich von seinem bisherigen „Softie“-Image distanzieren. Um seine verschuldete Kanzlei medienwirksam ins Gespräch zu bringen, akzepiert der arrogante Junganwalt Wiesinger eine Erzwingungshaft von 14 Tagen für nichtbezahlte Parktickets. Doch kurz vor seiner Entlassung wird in seiner Zelle eine große Menge Kokain gefunden, und er wird zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Er weiß, daß er reingelegt worden ist. Und er ahnt auch, von wem ...“(Tv-Spielfilm) Ufa-Stern
Viva Las Vegas USA 1996, R: Stephen Kessler, D: Chevy Chase, Beverly D'Angelo, Randy Quaid
„Ein später und müder Nachzügler zu den von John Hughes geschriebenen und in den USA höchst erfolgreichen Familienkomödien aus den achtziger Jahren, in denen die Familie Griswod an verschiedenen Orten ein Chaos anrichtet. Diesmal heißt das Ziel Las Vegas, wo Vater Griswod (Chevy Chase) bei einem hämischen Kartengeber (ein Lichtblick: Wallace Shawn) eine beträchtliche Summe verspielt, während sein Sohn ebenso heftig gewinnt und die Ehefrau von einem Entertainer umgarnt wird. Bis auf einige Gags weitgehend harmlos.“(tip) UT-Kinocenter
W
William Shakespeares Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes
„Kinder reicher Eltern, die in großen Schlitten durch die Gegend fahren und sich kleine Schießereien liefern: Wie bei der zufälligen Begegnung an der Tankstelle, die dann in Flammen aufgeht – Auftakt für „William Shakesspeare's Romeo & Julia“, der selbstverständlich keinen klassischen Theaterfilm abgibt. Regisseur Baz Luhrmann spielt ironisch mit Versatzstücken aus der elisabethanischen wie der heutigen Zeit. Die Geschichte von Romeo und Julia wird von einer farbigen Ansagerin im Fernsehen präsentiert, wo – und das ist überhaupt der Clou des ganzen Films – allerdings Original-Shakespeare gesprochen wird. Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
Z
Zeit der Sinnlichkeit Großbritannnien 1996, R: Michael Hoffman, D: Robert Downey Jr., Sam Neill, Meg Ryan
„,Restauration' (so der viel sinnvollere Originaltitel), angesiedelt während der Regentschaft Charles II, der als „merry monarch“das Zeitalter der englischen Aufklärung einläutete, schildert den Reifeprozeß eines jungen Hallodris, den das Schicksal abwechselnd reich beschenkt und hart bestraft. Ein Ausstattungswunder ist dieser Film, üppig und verschwenderisch wie die dekadenten Herrscher jener Tage. Dabei zelebriert er den Luxus ebenso wie das Elend, und fast ist man erstaunt, daß es Regisseur Michael Hoffman gelingt, auch eine durchaus schlüssige Geschichte zu erzählen.“(epd-Film) UT-Kinocenter
2 Tage L.A. USA 1996, R: John Herzfeld, D: James Spader, Teri Hatcher, Danny Aiello
John Herzfeld läßt in seinem Debütfilm eine ganze Reihe von Figuren eher zufällig aufeinandertreffen, und er kann sich die sonst notwendige Exposition sparen, weil der Zuschauer sich aus den geläufigen Kinomythen von Los Angeles sofort die Figuren selbst zusammenreimt. Wie durch ein unsichtbares Netz werden die einzelnen Charaktere und Erzählstränge immer näher und zwingender zueinandergeführt. Ganz ähnlich hat Robert Altman L.A. in „Short Cuts“portaitiert, aber Herzfeld ist längst nicht so pessimistisch und moralisch wie dieser. „2 Days in the Valley“entpuppt sich mit der Zeit als romantische Thriller-Komödie. (hip) Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), MUWI-Filmkunst (Ol)
12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt
Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System, und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller. (hip) Atelier
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