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Was wird aus Ronaldo?

■ Weiter wird fieberhaft um die Zukunft des 20jährigen Wunderkinds verhandelt

Madrid (taz) – Die Managercrew des spanischen Ligastars Ronaldo pokert mindestens genauso gut, wie der 20jährige brasilianische Stürmer Tore schießt. Schnell, elegant, der Gegner weiß nie, wohin der nächste Haken geht. Noch zum Frühstück lag gestern die beruhigende Nachricht für die Fans des FC Barcelona auf dem Tisch. „Ronaldo bleibt bei Barça“, verkündete unisono die spanische Presse. Doch der Kaffee war noch nicht richtig leergeschlürft, da vermeldete das Radio eine erneute Schreckensmeldung: „Verhandlungen zwischen den Repräsentanten des Spielers und Clubvorstand sind vorerst gescheitert.“ Einer der Manager, Giovanni Branchinni, ist nach Italien abgereist, um Gespräche mit Inter Mailand aufzunehmen. Ob um Druck auf Barcelona- Präsident Josep Lluis Nuñez auszuüben oder dort ernsthaft einen Vertrag auszuhandeln – keiner weiß es. Die Clubsprecher nahmen keine Anrufe entgegen.

Erschöpft, aber zufrieden hatte Nuñez gewirkt, als nachts um eins der Sitzungsmarathon zu Ende ging. So gut wie unter Dach und Fach sei der neue Vertrag mit dem Spieler, der 35 Tore für die Rot- Blauen schoß – darunter der Treffer, der Barça gegen Saint Germain zum Europapokalsieger der Pokalsieger machte, und das Tor vom vergangenen Samstag gegen Deportivo de La Coruña, das Barcelona nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Real Madrid und somit wieder in Reichweite der Meisterschaft plazierte.

Für 23 Millionen Mark Zusatzprämie, eine Ablösungssumme von 120 Millionen statt bisher 48 Millionen Mark und jährlich sechs Millionen Mark Honorar sollte Ronaldo bis zum Jahr 2006 bei Barcelona unterschreiben. Das Hickhack um die Zukunft des brasilianischen Wunderkinds, das schon fast so lange andauert, wie Ronaldo in Barcelona spielt, schien zu Ende. Der Spieler erklärte aus Oslo, wo er mit der brasilianischen Nationalmannschaft trainiert, sein Einverständnis: „Ich bin sehr, sehr, sehr glücklich“, stammelte er in ein Mikro, um die aus seiner Heimat angereisten Reporter abzuschütteln. Das Aufatmen schien ehrlich, hatte Ronaldo doch immer durchblicken lassen, daß er die Mittelmeermetropole Barcelona mit ihrem Nachtleben der Industriestadt Mailand vorzog.

Nuñez, der Inbegriff der den Katalanen nachgesagten Geschäftstüchtigkeit, hätte heute gerne gefeiert. Doch auch Ronaldo kann rechnen und fand im Kleingedruckten, so scheint es, einen schwachen Punkt an dem in nächtlicher Sitzung erzielten Kompromiß. Der scheint dort zu liegen, wo der Barça-Präsident nachts ganz beiläufig „einige steuerliche Meinungsverschiedenheiten“ erwähnte. Sponsoren sollten einen Teil des Spielerhonorars direkt in einem karibischen Steuerparadies, den Jungfrauen-Inseln, ausbezahlen. Ronaldo ist dies zu unsicher. Er will Garantien für den Fall, daß der spanische Fiskus dieses Verfahren im nachhinein für ungültig erklärt und doch noch Abgaben kassiert. „Es geht um meine Altersversorgung“, bekundete Ronaldo bereits vor seinem Abflug nach Oslo. Branchinni soll jetzt in Mailand schauen, ob es dort Lire auch ohne Steuertricks gibt. Reiner Wandler

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