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Intervention scheitert

■ Sierra Leones Putschisten schlagen Nigerias Eingreiftruppe zurück

Freetown (AFP/taz) – Der Versuch Nigerias, die Militärjunta im westafrikanischen Sierra Leone mit Gewalt von der Macht zu vertreiben, ist vorerst gescheitert. Nach den heftigen nigerianischen Angriffen vom Montag verdrängte Sierra Leones Armee, unterstützt von der ehemaligen Rebellenbewegung Revolutionäre Vereinigte Front (RUF), gestern die nigerianischen Soldaten von wichtigen Stellungen in der Hauptstadt Freetown. Der Militäreinsatz wurde offenbar im Keim erstickt, als die zahlenmäßig überlegenen RUF- Kämpfer die angreifenden Nigerianer in Freetown attackierten, die Oberhand gewannen und mehrere hundert Gefangene machten.

Die nigerianischen Einheiten hatten am Montag mit dem Ziel eingegriffen, den am 25. Mai abgesetzten, gewählten Präsidenten Ahmad Tejan Kabbah wieder an die Macht zu bringen. Nachdem die Nigerianer zunächst die Kontrolle über den Flughafen und eine strategisch wichtige Brücke erkämpft hatten, fielen diese Stellungen bis gestern wieder in die Hände der Putschisten. Unter anderem ging den Nigerianern die Munition aus, und die erhoffte Luftunterstützung Guineas blieb aus. Am Montag nachmittag trat ein von Roten Kreuz vermittelter Waffenstillstand in Kraft, um die weitere Evakuierung von Ausländern zu ermöglichen.

Beim Beschuß von Freetown durch die nigerianische Kriegsmarine kamen mindestens 49 Zivilisten ums Leben. Die Geschosse verfehlten zumeist ihre Ziele und fielen in Wohngebiete. Gegen das Vorgehen Nigerias regte sich Kritik auch von Staaten, die eine Militärintervention unterstützen. Ghanas Außenminister Kwamena Ahwoi sagte: „Wir haben immer auf einer Verhandlungslösung bestanden. Der Angriff kam für uns überraschend.“ Der britische Hochkommissar Peter Penford, der an den Verhandlungen mit der Junta am Wochenende beteiligt gewesen war, verließ auf Anweisung der Londoner Regierung das Land. D. J.

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