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Über Fruchtgummi nach Auschwitz bummeln

■ Die Kunststreifzüge exponieren sieben Hamburger Künstler im Kunsthaus

Was für das TV-Publikum eine attraktive Abwechslung ist, kann bei einer Gruppenausstellung Probleme ergeben. Wenn N3 jeden Samstag einen Hamburger Künstler in einem 15minütigen, unkommentierten Dokumentarfilm vorstellt und diese Portraits durch den Sendeplatz und den Titel Kunststreifzüge zusammengehalten werden, zeigt das einen hübschen Querschnitt der Hamburger Szene. Werden diese Künstler aber zusammen ausgestellt, macht es Schwierigkeiten, die Kombination sinnvoll zu nennen, denn die einzige Gemeinsamkeit ihrer Arbeiten ist die Unterschiedlichkeit der künstlerischen Ansätze.

Welten trennen Eu Nim Ro, die Koreanerin mit dem grundsätzlichen Spaß an der Erstellung ursprünglicher, fast kindlicher Zeichen in asiatischer Heiterkeit, von Michael Dörner, der mit distanziertem Kalkül vorgefundene Materialien zu neuen Kombinationen treibt. Er hat in Fruchtgummi ein weiches und transparentes Material gefunden, dessen Wirkung paradoxerweise mitunter geradezu architektonische Statik suggeriert. Dazu die gnadenlos simpel hingehuschten bunten Farbzeichen von Rupprecht Matthies: Eigentlich sind ihm Musik und Wörter wichtiger. „Eisbär“und „Seelöwe“grüßen als farbig-schräge Laubsägearbeiten. Philosophische Leichtigkeit, genaues Materialdenken und postmalerische Ironie: Diese Haltungen werten sich gegenseitig ab und erzeugen hier zusammen gesehen bloß spielerischen Zeitvertreib.

Düster dagegen geht es bei Christoph Krämer zu. Er behandelt in grobfigürlicher Malerei das Thema Auschwitz, indem er die Banalität des Bösen in Szenen faßt, die Bildern der industriellen Arbeitswelt ähneln. Auch Gustav Kluge beschwört die Schrecknisse tabuisierter Zonen in Zeichnung und Plastik.

Poetisch hell schwingt das Triptychon von Peter Heber: Weltschöpfung aus Pigmenten und Licht, noch vor oder schon wieder jenseits fester Formen. Und wer nicht die Geduld hat, sich mit den Blicken in diese Farbwelten zu versenken, kann sie in die virtuellen Räume von Jürgen Albrecht schweifen lassen. Aus unscheinbarer Pappe gebaute Guckkästen öffnen sich dem Blick als fast endlose Raumfluchten, die sich wie außerhalb des Modells mit dem aktuellen Licht wandeln. Hajo Schiff

bis 22. Juni und 27. Juni bis 3. August, Kunsthaus, N3-Sendetermine: jeden Samstag, 14.45 Uhr, bis 26. Juli

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