piwik no script img

Kabila beschuldigt Paris

■ Was treiben die französischen Truppen in Kongo-Brazzaville?

Kinshasa/Berlin (AFP/taz) – Laurent Kabilas Regierung in der Demokratischen Republik Kongo (Ex-Zaire) hat Frankreich beschuldigt, im Nachbarstaat Kongo- Brazzaville ehemalige Soldaten der Präsidialgarde (DSP) des gestürzten Diktators Mobutu aufzurüsten. „2.000 Männer der DSP stehen zum Angriff bereit“, sagte Wirtschaftsminister Mwanananga Mawapanga am Mittwoch und fügte hinzu: „Das französische Kontingent in Brazzaville hat der ehemaligen DSP Waffen überlassen.“ Dies komme einer „Kriegserklärung“ gleich.

Brazzaville und Kinshasa befinden sich an gegenüberliegenden Ufern des Kongo-Flusses. Während des Bürgerkrieges in Zaire waren in Brazzaville Tausende Soldaten aus Frankreich, den USA, Großbritannien, Belgien und Portugal stationiert, um im Falle eines Blutbades in Kinshasa Ausländer zu evakuieren. Diese Truppen wurden inzwischen alle abgezogen – außer die aus Frankreich. Die 300 französischen Soldaten in Brazzaville sind immer noch da und sollen nach offiziellen Angaben die etwa 600 Franzosen in Kinshasa „beruhigen“. Das beunruhigt die Regierung in Kinshasa.

Nach Kabilas Sieg waren viele Mobutu-treue zairische Soldaten und ein Großteil der in Mobutus Armee kämpfenden ruandischen Hutu-Milizen nach Kongo-Brazzaville geflohen. Mittlerweile halten sich dort an die 25.000 ruandische Hutu auf, die große Mehrheit von ihnen junge Männer, denen bei ihrer Ankunft zuerst ihre Waffen abgenommen werden mußten. Weitere 30.000 sind im Grenzgebiet unterwegs. Die französischen Truppen helfen der Regierung in Brazzaville, sie in überwachte Lager zu bringen. Das weckt unangenehme Erinnerungen an die Lage an der ruandisch-zairischen Grenze im Sommer 1994, als die für den ruandischen Völkermord verantwortlichen Hutu-Milizionäre unter französischem Schutz nach Zaire gelangten und dort hochgerüstete Flüchtlingslager errichteten. D.J.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen