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Mit Kennerblick und Mine

■ Der Quetsche-Verlag präsentiert seine Schätze jenseits der Meterware

Handgefertigt bis auf die letzte Seite, handkoloriert noch in der kleinsten Farbschattierung – jedes Buch ein teures Unikat. Jenseits von Reproduktion und Massenware wurden am Donnerstagnachmittag in der Galerie der Büchergilde Gutenberg nicht einfach nur Bücher vorgestellt.

Normalerweise schaffe er zwei pro Jahr, erzählt Reinhard Scheuble, Verleger des nordfriesischen Quetsche-Verlags für Buchkunst im nordfriesischen Witzwort. Daß er diesmal gleich drei Bücher präsentieren könne, das sei, an den besonderen Kriterien der Handpresse gemessen, sehr viel. Bulemann's Haus, Der Schimmelreiter und Die Regentrude – diesmal hat er Texte von Storm ausgesucht. Aber solche Bücher kauft man nicht der Geschichten wegen. Man kauft sie, weil sie Originale sind und weil sie Originale enthalten. Zum Schauen und Herzeigen: Originalradierungen von Otto Beckmann, Originalmalereien und Holzschnitte von Gisela Mott-Dreizler. Manche Veranschaulichungen drohen, den Erzählungen Storms ihre hintergründige Schärfe und Bitterkeit zu nehmen. In anderen Bildern verweben sich die Illustrationen so mit der literarischen Vorlage, daß nicht mehr viel Luft für Assoziationen oder widerständige Interpretationen beim Betrachten bleibt.

Wie innig und exklusiv sich die Verbindung zwischen Buch und Bild, zwischen Verleger und Künstler dann auch darstellt, ist schön an der Regentrude abzulesen. Denn dieses Buch, das mit seinen vielschichtig ineinandergewobenen Farben und Schriften in einer Auflage von neun Exemplaren hergestellt wird, ist zum Termin seines „öffentlichen“Erscheinens schon vergriffen. Man wird es also höchstens noch einmal auf einer Auktion zu sehen bekommen. Aber das habe, so Scheuble, hoffentlich noch ein bißchen Zeit.

Elisabeth Wagner

bis 12. Juli, Büchergilde Gutenberg, Besenbinderhof 61

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