: Sportunfreundlich
■ Sportbund-Chef Manfred von Richthofen kritisiert den Senat scharf
In ungewohnter Schärfe hat der Präsident des Landessportbundes Berlin (LSB), Manfred von Richthofen, die Politik des Senats kritisiert. Auf der Jahresmitgliederversammlung des LSB bemängelte der Präsident die schleichende Erhöhung von Pachten sowie die den Leistungssport benachteiligende voreilige Schließung von Friesen- Schwimmstadion und Radrennbahn Schöneberg und warf dem Senat „ausufernde Zuwendungsbürokratie“ vor.
In seinem Rechenschaftsbericht forderte von Richthofen im Namen von 530.000 Mitgliedern seiner Massenorganisation „eine deutlichere Wertung der gegebenen Situation durch die Senatsverwaltung“ und warnte davor, die im sozialen Bereich tätige Einrichtung „in Zeiten knapper Kassen nicht immer wieder zum ersten Sparopfer zu machen“.
Von Richthofen prangerte die permanente Kürzung von Senatszuschüssen für den Sport an. Diese Zuwendungen wurden von 1996 auf 1997 wiederum um 2 Millionen Mark auf nunmehr nur noch 21 Millionen Mark reduziert. „Die Förderung des Spitzensports aus Landesmitteln ist in den letzten drei Jahren um 30 Prozent zurückgegangen“, stellte von Richthofen fest. Der Sportbund-Chef drückte sein Befremden darüber aus, „daß bei weiteren 500 Millionen Mark Einsparungen, wie sie die Finanzsenatorin fordert, das Ressort, das sich um die Jugend der Stadt zu kümmern hat, mit nicht weniger als 27 Prozent der Sparsumme belastet wird“. Kurskorrekturen seien nötig, weil die „Organisation Zehntausende Kinder von der Straße holt und sie betreut“.
Sportsenatorin Ingrid Stahmer konnte die Besorgnisse und Ängste des Sports nicht entkräften. „Ich bemühe mich immer wieder, diesen Bereich beim Sparen vor größerem Schaden zu bewahren. Ich muß aber auch feststellen, daß es für die Realisierung selbstgesetzter Prioritäten keine vorgeschriebenen Gesetze gibt“, sagte Stahmer zu den Delegierten im Rathaus Schöneberg.
Die sozialdemokratische Sportsenatorin versprach, sich „für eine sachbezogenere Verteilung der Mittel und weniger Bürokratie einzusetzen“.
Auf der Mitgliederversammlung wurde Manfred von Richthofen im Amt des LSB-Prädidenten bestätigt. Der 63jährige, auch Präsident des Deutschen Sportbundes, bekleidet das Amt in Berlin seit 1985. dpa
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