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Wind- und Sonnenenergie fehlt Schubkraft

■ Fachmesse renergie zeigt breites Angebot. Doch Mühlenbauer fürchten Revision des Stromeinspeisegesetzes. Solaranlagenbauern fehlt der Zellen-Nachschub

Hamm (taz) –Das klassische (fossile) Energieland Nordrhein- Westfalen müsse auch bei der Nutzung der erneuerbaren Energiequellen bundesweit die Nummer 1 werden, meinte der Düsseldorfer Wirtschaftsminister Wolfgang Clement bei der Eröffnung der Fachmesse renergie '97 in Hamm. Und dann präsentierte er eine noch druckfrische Untersuchung. Dank des Ausbaus der Windkraft sind zwischen Rhein und Weser bislang 1.110 neue Arbeitsplätze entstanden: „Das erscheint nicht viel, aber in diesen schwierigen Zeiten sind das 1.100 wichtige, zukunftsfähige Jobs“, so Clement.

Entstanden sind diese Stellen in der Zuliefererindustrie (Kabel-, Erd- und Fundamentierungsarbeiten), da es bis Ende des vergangenen Jahres keinen Hersteller von Windrädern in NRW gab. Ob Clement im kommenden Jahr neue Jobs dank der Öko-Energie verkünden kann, hängt vor allem von der Zukunft des Stromeinspeisungsgesetzes ab. Auf Druck der Stromwirtschaft wollen Teile der Union und Liberalen die Vergütungssätze reduzieren. Sollte sich dieser Flügel in Bonn durchsetzen, kommt es nach Einschätzung von Carlo Reeker vom Bundesverband WindEnerie zu einem Kahlschlag bei Herstellern und den weiteren Ausbauplänen: „Wenn der Einspeisesatz um zwei Pfennig gesenkt wird, brechen 90 Prozent aller potentiellen Binnenland-Standorte weg.“

Nachdem die windreichen Flächen an der Nord- und Ostseeküste weitgehend genutzt werden, hängt die Zukunft der deutschen Windindustrie vom Ausbau im Binnenland ab. Bereits im vergangenen Jahr gingen 60 Prozent aller neuen Maschinen fern der Küste ans Netz. „Wir spüren eine wachsende Verunsicherung bei unseren Kunden“, sagt Ralf Bußberg von Umweltkontor, die Beteiligungen an Windkraftprojekten anbietet, „die unsichere Zukunft des Einspeisegesetz blockiert Investitionsentscheidungen.“

Auch von den Solar-Ausstellern sind in der Hammer Messehalle eher zurückhaltende Töne zu hören. Zwar konnte sich die Branche zuletzt über ein Umsatz-Plus von rund 20 Prozent freuen. Doch der seit Weihnachten steigende Dollarkurs sowie die sich abzeichnenden Engpässe bei der Siliziumherstellung, dem Ausgangsprodukt für die Zellen, lassen die Einkaufspreise steigen – sprich die Margen sinken, und Kunden müssen vertröstet werden. „Ich gehe davon aus, daß wir auf dem deutschen Markt in der zweiten Jahreshälfte mit einer spürbaren Verknappung leben müssen“, befürchtet Thomas Sandner von der abakus Energiesystem GmbH aus Gelsenkirchen. Zusätzlich blockieren die Großaufträge für die geplanten 1-Megawatt-Solardächer in München und Herne sowie die Ausschreibung der RWE Energie AG für 1-Megawatt-Solarzellen die Fertigungsstraßen der europäischen Hersteller.

Nachschub aus Übersee ist nicht zu erwarten: „Die US-Hersteller konzentrieren sich erst einmal auf Kalifornien, wo ein großes Förderprogramm angelaufen ist, und Japan nutzt seine Produktion komplett selbst“, so Sandner. Jetzt rächen sich Fehler der Vergangenheit: Alle namhaften Zellenproduzenten haben den Standort Deutschland verlassen, neue Produktionsbetriebe stecken noch in der Planungsphase. Ralf Köpke

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