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■ Am RandeJugendliche wollen kein Infotainment

Köln (taz) – Von wegen flippige Jugend: Was Tageszeitungen anbelangt, sind junge Leser konservativer als ihre Eltern. Während die sich gern mal bei einer bunten Infografik vom Lesen entspannen, können jüngere Tageszeitungsnutzer gut und gern auf poppig aufbereitete Nachrichten verzichten.

So zumindest lautet ein Ergebnis einer Studie des Instituts für Journalistik in Hannover, für die eine Gruppe um Professor Klaus Schönbach zwischen 1989 und 1994 insgesamt 304 westdeutsche Abonnementszeitungen untersuchte. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, die Medien tendierten in Richtung Unterhaltung, sei die Anzahl unterhaltender Elemente gleich geblieben, so Schönbach. Der Umfang der Zeitungen habe sich vergrößert und die Lokalberichterstattung habe zugenommen. Insgesamt sei das Erscheinungsbild der Zeitungen „luftiger“ geworden – größere Abstände, mehr Rubriken, Fotos und Farben hätten zu einer besseren Lesbarkeit geführt. Allerdings zog Schönbach auf dem Medienforum in Köln auch ein Plädoyer gegen das Infotainment und gegen eine publizistische Imitation der Privatsender aus der Aktentasche: Ein „fetziges Design“ allein bringe es nicht, vielmehr führten nur Bündel von Maßnahmen zu mehr Lesern. Am erfolgreichsten seien die Zeitungen, die einer gewissen „Heimatverbundenheit“ ihrer Leser Rechnung trügen und Lokales auch mal auf der Titelseite plazierten.

Eine weitere Erkenntnis der Studie dürfte vor allem die Anzeigenabteilungen in den Verlagen schwitzen lassen, die sich mit Vorliebe schöne Beilagen für ihre Werbekunden ausdenken. Laut Schönbach alles „Themen-Ghettos“, in die sich interessierte Leser abgeschoben fühlten. Die wollten lieber jeden Tag eine bunte Mischung, um selbst auszuwählen.

Ausdrücklich warnte Schönbach die Redaktionen davor, Nachrichten und Unterhaltung zu vermischen. Zwar wollten sich die Leser durchaus mal amüsieren, aber keinen „flapsigen Umgang mit Information“. Weswegen dieser Beitrag auch ohne Pointe enden soll.Oliver Gehrs

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