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■ Welt Weit GrönlingWenn der Moft-Wind weht

Die Meldung des Monats kam aus einer Mailing-Liste, über die Computerjournalisten untereinander Informationen austauschen: Microsoft habe offiziell die Änderung des Firmennamens in „Moft“ angekündigt. Dies werde Platz auf den Festplatten der Benutzer schaffen, hieß es. Man gehe davon aus, daß in einer typischen Windows-95- Installation das Wort „Microsoft“ 2.842.597mal vorkommt – in Copyright-Vermerken, sogenannten Endbenutzervereinbarungen und Hilfefenstern ebenso wie in Hunderten von MultiMegabyte-Dateien, den „Ego- DLLs“, die nichts weiter enthalten als den Firmennamen und eine Menge wirrer Zeichen.

Nach der Namensänderung, die gleichzeitig mit der Markteinführung des neuen Internet Explorers und eines seit langem angekündigten Windows-Updates erfolgen soll, werden den Benutzern etwa 14 Megabyte mehr freier Speicherplatz zur Verfügung stehen als bisher. Bereits wenige Minuten nach der Ankündigung wurde an der New Yorker Börse ein leichter Rückgang der Aktienkurse von Festplattenherstellern beobachtet. „Die Programme brauchen jetzt einfach weniger Platz“, sagte Microsoft-Chef Bill Gates in einer ersten Stellungnahme, „aber darum haben wir uns bislang nie gekümmert. Nun können wir sogar „Moft Wind 97“ auf nur 13 Disketten ausliefern. Das allein erspart uns 50 Millionen Dollar jährlich. Um die Sache weiter zu verkürzen, suchen wir bereits nach neuen Namen für unsere Produkte – ,Moft Off‘ statt ,Microsoft Office‘ und ,Moft Ex‘ für den neuen Internet Explorer.“

Gleichzeitig bestritt Gates, eine in Konkurs geratene Firma aufgekauft zu haben, die Putzmittel herstellt und deren Produktnamen er jetzt weiterverwenden wolle. Er räumte jedoch ein, daß ihm dieser Gedanke auch schon gekommen sei. So begrüßenswert die Namenskürzung auch sein mag, konsequent zu Ende gedacht ist die Idee nicht. Man stelle sich vor, wieviel wertvoller Speicherplatz eingespart werden könnte, wenn sich die Firma einfach „M“ nennen würde. Auch für die Corporate Identity mit Frontmann Gates wäre das ein großer Gewinn. Billieboy mit großem M auf der roten Baseballkappe – ganz wie Super-Mario aus dem Konsolenspiel. Oder ein von M als interaktive Multimedia-CD produziertes Remake dieses alten Fritz- Lang-Films mit dem genialen Peter Lorre in der Hauptrolle. Der Chef selbst könnte heute diesen Part übernehmen, Wigald Boning wäre aber auch nicht schlecht. Das ist dem Geschmack der Zielgruppe angemessen. Dieter Grönling

groenling@compuserve.com

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