: Nur die, die im Boot sitzen, umfahren den Reformstau
Politiker, die sich in der Sackgasse befinden, sollen hoffen. Unternehmensberater wollen ihnen helfen, den „Reformstau“ aufzulösen, und mit anpacken, die Republik zu reformieren. Berater, die sich mit Konzernumstrukturierungen einen Namen gemacht haben, denen aber auch nachgesagt wird, Brutaloreformer zu sein, bieten Kohl, Lafontaine und anderen ihre Dienste an. Die Bundestagsfraktionen haben Kienbaum & Partner und anderen ein Mandat zur Reform erteilt. Unter der Überschrift „Deutschland 21“ suchen sie nach Lösungsansätzen. Die Bundesregierung als Projekt also, vergleichbar mit einem Betrieb. Zunächst aber sollen die Widerstreitigen in ein Boot. „Wie in einem Betrieb“, sagte gestern Joachim Gutmann von Kienbaum & Partner, „wollen wir erreichen, daß alle Parteien einen Konsens finden für übergeordnete Ziele und bestimmte Innovationsprojekte.“ Michael Mollenhauer, Vizepräsident von Arthur D. Little, denkt über eine vierte, „konsultative“ Gewalt im Staate nach: Sie solle die Lähmungen in Politik und Gesellschaft beseitigen. Die Experten für schwierige Wirtschaftsfälle haben befunden: Was für einen Betrieb richtig ist, kann für das demokratische Gemeinwesen nicht falsch sein. Wie sie allerdings den großen Staatswurf bewerkstelligen wollen, darüber verlieren sie nur Schlagworte: „reengineering“ (Umstrukturierung), „turn around“ (Umkehr) und „Change-Kompetenz“, also Veränderungsfähigkeit, seien gefordert. Was immer sich dahinter verbergen mag, eines sei sicher: Die Unternehmensberater wollen sich nicht zu einer „Gegenregierung“ aufspielen. taz
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