piwik no script img

Lindgrün sortierter Wahnsinn

■ „One flew over the cuckoo's nest“mit den University Players

Das Wesentliche ist lindgrün. Der Controltower in der Mitte und das kleine maßgeschneiderte Areal einer Irrenanstalt. Die Szene spielt im Aufenthaltsraum. Tische und Stühle, darauf die kleine Freiheit der Kartenspiele, ein Regal im Hintergrund. In ihm steht, zwischen Stofftieren versteckt, eine Uhr auf dem Kopf. Es ist der einzige Verweis auf die Echtzeit im geschlossen paranoiden System des „Kuckucksnests“– dort, wo alles seine Ordnung hat und der Wahnsinn ganz allein den Patienten gehört.

One flew over the cuckoo's nest siedelt sich an im psychiatrischen Nirgendwo – zwischen Gruppensitzungen, kaltem Zigarettenrauch und gestreiften Bademänteln, während der „time for medication“oder im Off des Elektroschocks.

Die University Players, deren Inszenierung am Mittwoch abend nach der Bühnenfassung Dale Wassermans im Audimax Premiere hatte, plakatieren vor allem die Verteilung der Macht. Doch der Kampf – Randle P. McMurphy (Rodolphe Bonnin) gegen Krankenschwester Ratched (Nora Farrell) – stellt keine Ohnmachtsstrukturen aus, sondern gerät zum albernen Klischee. Und weil sich die Rollen zwischen den lustig aufspielenden Rebellen und der weißbekittelten „Big Nurse“so prächtig verteilen, installiert sich der Held quasi von selbst: Mitten hinein in die lustige Schließergesellschaft und als gnadenreiches Opfer für die Befreiung des Chief Bromden (Tetje Mierendorf). Daneben aber spalten sich, verrückter, unangestrengter und ausdrucksstärker, die anderen. Die „chronics“und die „acutes“. Erkennbar an Wutausbrüchen, an Billys Stottern (Rob Putis) und daran, daß die einen Pullover tragen dürfen und die anderen nicht. Denen bleibt nur das Lindgrün.

Elisabeth Wagner

noch heute, morgen und 16.-20. Juni, jeweils 19 Uhr, Audimax

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen