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Durchs DröhnlandTreffen sich drei

■ Die besten und schlechtesten Konzerte der kommenden Woche

Die Liebe führte Robert Tooke vor sechs Jahren aus New Orleans nach Berlin, wegen der Malerei und der Musik blieb er schließlich hängen. Als DM Bob & the Deficits kamen er und seine Mitstreiter den Genossen vom Crypt-Label gerade recht, um eine weitere schillernde Paillette im Trash-Universum des Labels abzugeben.

Das Trio spielt Blues, auch Rock, selbst ein wenig Soul und natürlich Zydeco. Das Ganze verwurstet im Geiste von Wild Billy Childish, denn Fehler sind dazu da, gemacht zu werden. Die Kunst der Deficits besteht darin, bei allen gewollten Mißklängen doch noch zu grooven, was bei Coverversionen wie „Jeepster“ von T.Rex besonders hübsche Ergebnisse zeitigt. Es ist zwar anzunehmen, daß DM Bob mit seinem Lärm in New Orleans aus jedem anständigen Tanzschuppen herausgeworfen werden würde, aber irgendwie trifft er dann doch den Geist seiner Heimat.

13.6., 22 Uhr, Roter Salon der Volksbühne

Wer gerne noch einmal ein Allroundgenie alter Prägung sehen will, bevor die Spezies endgültig ausstirbt, ist bei Spookey Ruben richtig. Der Kanadier begann seine Karriere in einer Thrash-Metal-Band, denen allerdings die komplexen Vorstellungen ihres Songschreibers irgendwann zu spinnert wurden. Also ging er und bastelte drei Jahre einsam an seinem Debutalbum „Modes of Transportation Vol.1.“, das jedermann auf dem falschen Fuß erwischte.

Mitten aus dem Nichts kam da eine Platte, die Kritiker ohne mit der Wimper zu zucken mit „Pet Sounds“ oder den besten Momenten von XTC verglichen, und die ebenso wie diese Platten keinen übermäßigen kommerziellen Erfolg hatte. Fünf Stile packt der völlig allein arbeitende Egomane in einen Song, große Melodien, satte Sounds, die ganze schillernde Oberfläche von Pop. Eklektizismus, wie ihn zuletzt Prefab Sprout gewagt haben, aber Ruben adaptiert im Gegensatz zu ihnen alle technischen Möglichkeiten der letzten Jahre.

13.6., 22 Uhr, Knaack, Greifswalder Straße 224

Als Punkband mußten sich die vier Frauen, die heute unter dem Namen Zuby Nehty formieren, im Prag der 80er Jahre des öfteren umbenennen, um Auftrittsverboten zu entgehen. Die Probleme hat man nicht mehr, vom Punk hat man sich entfernt und statt dessen die Folklore entdeckt. Auch wenn der eine oder andere Lärmausbruch noch von den Wurzeln kündet, beherrschen doch ein elegisches Saxophon, ein freundlich klimperndes Klavier und die mehrstimmigen Gesänge ihren Sound.

18.6., 21.30 Uhr, Schoko-Laden Mitte, Ackerstraße 169/170

Wer von einem solch exotischen Ort wie Malta kommt, muß nicht notgedrungen sonderlich exotische Musik machen. Das beweisen die Beangrowers mit ihrer ausgesprochen freundlichen Rockmusik, die fast gänzlich von der hübschen, sich des öfteren überschlagenden Stimme von Sängerin Alison lebt. Es ist nett und nicht einmal überflüssiger als Tausende amerikanische Bands.

18.6., 22 Uhr, Franz, Schönhauser Allee 36–39

Treffen sich drei Österreicher in New York in der Knitting Factory. Sagt der eine, laßt uns ein Projekt aufmachen. Sagt ein anderer, au ja, und wir nennen es Noise of 3. Und der dritte meint: Mit ganz experimenteller Musik. Die drei haben ihr Handwerk an Musikhochschulen studiert, haben schon mit Gott und der Welt gespielt, mit der Creme der Neuen Musik Hörgrenzen verschoben, und einer ist außerdem Extremkletterer.

Manchmal ist ihre Musik nur mehr ein Schaben, aber immer fies, nie freundlich genug, um als New Age durchzugehen. Rhythmus können sie nicht so recht leiden, jedenfalls soll man ihn meistens nicht hören. Seppo Gründler, Peter Herbert und Josef Klammer wissen, was sie tun, sie wollen bloß nicht, daß das irgend jemand mitbekommt.

19.6., 22 Uhr, Tacheles, Oranienburger Straße 53–56

„Unsere Fans wissen, daß wir rocken, und es interessiert sie nicht, ob wir Frauen, Männer oder Affen sind“, hat Donita Sparks unlängst erklärt. Und ihre Band L7 war nicht zuletzt dafür verantwortlich, daß das Wort Girlgroup in den letzten Jahren ein bißchen weniger wichtig geworden ist. Allerdings sind nach mehr als zehn Jahren gewisse Verschleißerscheinungen bei L7 nicht zu übersehen. „Bricks Are Heavy“, dem besten Hardrock-Album der Saison 1992, folgte das eher enttäuschende „Hungry For Stink“. Und im letzten Jahr verließ Bassistin Jennifer Finch die Band, um wieder zur Schule zu gehen, wurde aber durch Gail Greenwood ersetzt, die zuvor bei Belly spielte. Von den letzten, unproduktiven Jahren zeigen sich L7 erstaunlich gut erholt, ist „The Beauty Process: Triple Platinum“ doch wieder fast so gut wie ihre früheren Werke. Es gibt die Punk-Stampfer, die satt rollenden Rocker und mit „Moonshine“ sogar eine Ballade, die ein paar gemeine Geräusche gerade noch so vor dem Kitschvorwurf retten.

19.6., 21 Uhr, SO 36, Oranienstraße 190

Ganz im Sinne des von „Pulp Fiction“ ausgelösten Booms des Surf Sound, verhackstücken Los Banditos mexikanische Einflüsse zu einem delirierenden Sound voller piepsender Orgeln, hysterischer Gitarren und diversen „Rascheldingern“, wie sie selbst es nennen. Man kommt aus Jena, versteht sich als Party-Kapelle und gibt den Instrumentals Namen wie „Haie am Badestrand“ oder „Mofamann“. Auch wenn manchmal ein Zeitlupenblues zelebriert wird, sind Los Banditos doch meist feucht, fröhlich und laut.

19.6., 21.30 Uhr, Duncker, Dunckerstraße 64, Eintritt frei! Thomas Winkler

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