: Im Hochofen der Gefühle
■ Heute beginnt das Kurzfilm-Festival und macht, wie ihm geheißen: Es zeigt mehr als 250 kurze Filme / Ein Kurzgespräch
Heute um 20 Uhr wird parallel in der Markthalle, dem Metropolis und dem 3001-Kino das 11. Hamburger Kurzfilm- und No-Budget-Festival eröffnet. Markus Schaefer, Geschäftsführer der veranstaltenden KurzFilmAgentur, sagt Genaueres.
taz: Wieviel Filme werdet ihr zeigen?
Markus Schaefer: Im offiziellen Wettbewerb ungefähr 250 Filme, mit Nebenveranstaltungen kommen wir auf etwa 300 Stück.
Sind das mehr als im vergangenen Jahr?
Nein. Was das angeht, expandieren wir nicht. Wir zeigen weder mehr Filme, noch beteiligen sich mehr Kinos. Allerdings kam man dieses Jahr von einer gewissen Gigantomanie seitens der Filmemacher sprechen. Wir haben mehr als 2000 Filme eingereicht bekommen, gegenüber 1500 im letzten Jahr. Dieser Sprung ging wirklich bis an den Rand der Kräfte der Auswahlkommissionen.
Gibt es in eurem Programm irgendwelche Neuigkeiten?
Dieses Jahr feiert das Kino ja seinen 100. Geburtstag, und da mischen wir natürlich mit. Zwei Sonderprogramme arbeiten die Geschichte des Kurzfilms themenorientiert auf, einmal in der Reihe Sexpack, beim zweiten geht es um Geschwindigkeit. Zudem wurden dieses Jahr sehr viele Liebesgeschichten und ähnliches eingesandt. Das brachte uns dazu, ein Kitschprogramm zu machen, das wir Hochofen der Gefühle betitelt haben.
Lassen sich beim Kurzfilm allgemeine Tendenzen ausmachen?
Der Begriff Kurzfilm bezeichnet zunächst nicht mehr als eine Länge. Innerhalb dessen gibt es viele Genres, mit Allgemeinaussagen muß man also vorsichtig sein. Beim inszenierten Film gibt es aber schon eine Tendenz, und zwar weg von politischen, tagesaktuellen Themen und hin zu autobiografischen, selbstbezogenen Filmen.
In eurem Flyer schreibt ihr, der Kurzfilm sei mehr als der kleine Bruder des Langfilms.
Das ist er auf jeden Fall. Nur weil er im Moment wirtschaftlich kaum eine Chance hat, wird er als kleiner Bruder angesehen. Dabei handelt es sich um zwei völlig verschiedene Medien. Man kann das wohl am besten mit dem Verhältnis von Kurzgeschichte und Roman in der Literatur vergleichen. Es gibt eine ganze Reihe bedeutender Filmkünstler, die ganz bewußt Kurzfilme machen, weil dessen Ausdrucksmittel zu dem, was sie zeigen wollen, am besten passen.
Wie stehen denn deutsche Filme im internationalen Vergleich da?
Auf jeden Fall kann ich sagen, daß der deutsche Kurzfilm im Ausland einen ganz schlechten Ruf hat. Wir sind ja oft auf ausländischen Festivals, und da sind die Ablehnraten deutscher Filme doch sehr hoch, manchmal werden von 100 eingereichten Filmen nur zwei gezeigt, aus welchen Gründen auch immer. Aber hier ändert sich gerade etwas, die Tendenz ist positiv.
Hast du noch einen Tip?
Auf jeden Fall sollte man sich das Mord & Totschlag-Programm heute um 22 Uhr in der Markthalle ansehen. Das wird lustig.
Fragen: Dirk Knipphals
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