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St. Pauli ohne Dusche und Schwimmbad

■ Wasserwerke wollen Hallenbad Budapester Straße den Sommer über schließen

Aufregung in St. Pauli. Rund 30 erzürnte ältere Damen versammelten sich gestern mittag in der Cafeteria des Schwimmbades Budapester Straße. Ein Schild am Eingang hatte sie aufgeschreckt. Neun Wochen – vom Beginn der Sommerferien Ende Juni bis Ende August – , so teilten die Bademeister ihren „lieben Gästen“ mit, wird das Becken geschlossen.

„Viele Menschen hier haben noch keine eigene Dusche“, empört sich Renterin Amalie Behrmann. Auch die Schausteller vom benachbarten Sommer-Dom hätten keine andere Gelegenheit zum Waschen. Damit nicht genug: Das Seniorenschwimmen am Freitag vormittag, das Babyschwimmen Samstag früh und das Ferienplantschen für Schulkinder, deren Eltern keinen Urlaub zahlen können, all dies fällt den Sparbeschlüssen der „Bäderland GmbH“, einer Tochterfirma der Wasserwerke, zum Opfer.

„Der Senat hat für diesen Stadtteil gerade ein Armutsbekämpfungsprogramm beschlossen, um die Lebensqualität zu verbessern“, empörte sich gestern auch Stadtteilpastor Christian Arndt. Wie unsinnig sei es da, an anderer wichtiger Stelle die Lebensqualität zu verschlechtern.

„Wir haben die Auflage, unser 5- Millionen-Mark-Defizit in den nächsten fünf Jahren zu senken“, wirbt Bäderland-Sprecherin Claudia Diercks gegenüber der taz um Verständnis. Bereits jetzt werde jeder Badbesucher mit 6 Mark 80 subventioniert. Und da St. Pauli eine Halle sei, die „im Vergleich nicht gut besucht ist“, sei dies neben Rahlstedt der Standort, „wo es weniger weh tut“. Das Geld, für das man just im luxuriösen Holthusen-Bad einen „Ausschwimmkanal“ baut, damit die Eppendorfer ohne Gänsehaut ins Freibecken gleiten können, entstammt freilich einem anderen „Bäderland“-Etat.

Als Alternative schlägt die Schwimmbadverwaltung den St.Paulianern eine Reise zum Kaifu-Bad im Nachbarstadtteil Eimsbüttel vor. Doch das kostet zuviel Zeit und Fahrgeld, wenden die Rentnerinnen ein. Auch das teure Bismarck-Bad am Altonaer Bahnhof (9 Mark Eintritt) ist für die Frauen, die noch die Stadtteil-Bäder an der Thedestraße und der Reeperbahn vor deren Schließung erlebten, keine diskutable Alternative.

Bleibt der Ruf an die Politik. Vor zehn Jahren hatten Amalie Behrmann und Co., unterstützt von Pastor Arndt, die Badschließung schon einmal verhindert. Der in die Friedenskirche zitierte Umweltsenator – damals noch Jörg Kuhbier – ließ sich vor Ort überzeugen. Sein Nachfolger Fritz Vahrenholt, an den das Bürgermeisterbüro die Protestbriefe fleißig weiterleitet, soll sich nun ebenfalls der Vor-Ort-Debatte stellen.

Doch das tut vielleicht gar nicht not. Vahrenholt-Sprecher Kai Fabig sagte gestern zur taz, daß man eine endgültige Entscheidung „unter Abwägung der sozialen und finanziellen Belange“ noch einmal überdenken werde. Kaija Kutter

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