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Freiwillig unter die Haube

Helme schützen Radlers Kopf bei Stürzen. Doch die allgemeine Helmpflicht bringt laut einer Studie keine größere Sicherheit im Verkehr  ■ Von Gereon Asmuth

Der Wind weht durch die leichte Sommerkleidung. Die Sonne brutzelt auf die Schädeldecke. Bei der Hitze einen Helm aufsetzen? Für die meisten Radfahrer unvorstellbar. Da wird gerne auf die Sicherheit gepfiffen.

Klar ist, daß der Fahrradhelm im Falle eines Sturzes gefährlche Kopfverletzungen vermindern kann. So ähnlich, wie der Sicherheitsgurt Verletzungen beim Autounfall vorbeugt. Dennoch, meint Benno Koch, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in Berlin (ADFC), solle man von einer Helmpflicht für Fahrradfahrer absehen. Zwar würde er persönlich jedem Radler den bunten Kopfschutz zur eigenen Sicherheit empfehlen. Doch die Helme sind für die freiheitsliebenden Pedaleros offensichtlich ein psychologisches Problem, daß nicht übersehen werden sollte.

So untersuchte die Wissnschaftlerin Dorthy Robinson von der University of New England die Auswirkungen der seit 1991 in Australien geltenden Helmpflicht für Radfahrer. Ihre Statistiken beziehen sich auf Kinder unter 16 Jahren im australischen Bundestaat New South Wales. Zwar stieg der Anteil der behelmten Radler in dieser Gruppe innerhalb von zwei Jahren von 31 auf 76 Prozent. Und auch die Anzahl der Kopfverletzungen sank deutlich. Doch nur in absoluten Zahlen. Denn die Helmpflicht hatte noch einen gravierenden Nebeneffekt. Fahradfahren mit Helm ist offensichtlich so unattraktiv, daß die Jugendlichen die Räder immer öfter stehenließen. Kaum mehr als die Hälfte der ursprünglichen Radler schwang sich noch auf die Drahtesel.

Und für die wurde es dann auch noch gefährlicher. Während die Zahl der schwer oder tödlich verletzten Fußgänger absolut und relativ deutlich zurückging, stieg sie bei den Radlern relativ sogar um etwa 20 Prozent. Robinson schloß daraus, daß das Bewußtsein um die Radfahrer, einschließlich der Anzahl der Radfahrer auf der Straße, und das allgemeine Verkehrsklima einen größeren Einfluß auf die Sicherheit von Radfahrern haben als das Tragen von Helmen.

Zudem ließ sich aus der Untersuchung kein höherer Schutz für Helmträger ableiten. Für ADFC- Sprecher Koch kein Wunder. Der typische Unfall geschehe in der Regel an Kreuzungen mit rechtsabbiegenden Lkws, deren Fahrern die Sicht auf die neben ihnen fahrenden Radler fehle. Wenn dabei jemand unter die Räder komme, spiele es praktisch keine Rolle mehr, ob ein Helm auf dem Kopf war oder nicht.

Koch befürchtet, daß die Einführung der Helmpflicht in Deutschland zu einem ähnlichen Rückgang der Radlerzahlen führen könne. „Die positiven Effekte wie Gesundheitssteigerung, Frischluftatmung und weniger Schadstoffe durch Autoabgase würden verlorengehen“, meint Koch. Somit sei eine Helmpflicht gesamtgesellschaftlich eher schädlich. Das freiwillige Tragen der Helme aber kann nicht schaden, wenn einige Kriterien beachtet werden. Der ADFC empfiehlt beim Kauf auf das Qualitätssiegel des TÜV oder ausländische Prüfsiegel wie Ansi, Snell, KOVFS oder SP-MET zu achten. Für Alltagsradler empfiehlt sich ein Modell, das Stirn, Schläfen und Hinterkopf gut abdeckt. Nur die stets nach vorn gebeugten Rennradler sollten flachere Helme nutzen. Sie lassen zwar die Möglichkeit, den Kopf bequem in den Nacken zu legen, bieten jedoch auch weniger Schutz. Bei Kinderhelmen müssen Selbst- und Mitfahrer unterschieden werden. Für die Kids im Kindersitz gibt es spezielle Babyhelme, die eine größtmögliche Fläche des Kopfes schützen. Allerdings eignen sie sich weniger für größere Kinder, denen auf dem eigenen Rad das Blickfeld in keiner Weise eingeschränkt werden darf.

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