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■ VorschlagFunkeln der Facetten: Das Filmdebüt "Honig und Asche" von Nadia Fares

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Funkeln der Facetten: Das Filmdebüt „Honig und Asche“ von Nadia Fares

Lachend schwingt sich Leila mit ihren Schwestern zu einem arabischen Schlager im Tanz, zwischendurch packt sie ihre Sachen. Später schleicht sich die Tunesierin an den schlafenden Eltern vorbei in die erhoffte Freiheit. Leila ist jung, verknallt und idealistisch. Sie glaubt, daß Liebe die tyrannischen Fesseln lösen kann, in die der islamische Fundamentalismus die Frauen bekanntermaßen legt. Doch die Familienverhältnisse sind nicht so, und Leilas Romeo zieht es vor, sich hinter dem Rockzipfel seiner Mutter zu verstecken. Die Emanzipation der Studentin mündet im demütigenden Abstieg in die Prostitution, wo sie männlicher Willkür erst recht ausgeliefert ist.

So weit, so gut, aber auch: so vorhersehbar. Ein Film über die Unterdrückung von Frauen in patriarchalischen Gesellschaften. Beließe man es bei diesem Drehbuch, so wäre das Ergebnis vermutlich zu schwer und vielleicht auch zu eindimensional, um wirklich interessant zu sein. Aber das Filmdebüt „Honig und Asche“ der schweizerischtunesischen Regisseurin Nadia Fares begnügt sich nicht damit, Leilas Tragödie zu erzählen. In das Scheitern der Protagonistin sind die Lebensskizzen zweier weiterer Frauen geflochten. So begleitet die Kamera die abgeklärte Naima mit ihrer Tochter auf der Reise. Naima hat als Ärztin Einblick in die bedrückenden Familienverhältnisse, kann ihre Verachtung aber nur in stummen Blicken äußern. Schließlich beleuchtet der Film die Leidensgeschichte der schönen und begabten Amina, die von ihrem Mann sadistisch mißhandelt wird. Dabei zeigt sich, daß hier weniger, wie die FAZ deutelte, den Frauen ein „Sprung“ vor dem „diktatorischen Verlangen“ des Mannes empfohlen wird, vielmehr wird männliche Gewalt als Folge der Verunsicherung gegenüber sinnlichen und selbstbewußten Frauen präsentiert.

„Sie ist die Treppe heruntergefallen“, diese im Film immer wieder auftauchende Lüge, der sich die einzelnen Personen je nach Interessenlage bedienen, wird zum Symbol des Aufgebens, des resignierten Sichfügens in die Gegebenheiten. Auch zum Zeichen des Verrats, wenn etwa die kleine Tochter Aminas der Ärztin im Krankenhaus die Verletzungen der Mutter erklärt, um die Eltern für sich zusammenzuhalten. Gegen Ohnmacht und Trauer steht das Motiv des Tanzes, hier kommt die Lebenslust der Frauen zum Ausdruck.

Durch die immer wieder unterbrochene Erzählebene und den ruhigen Blick auf das harmonische Verhältnis zwischen Naima und ihrer Tochter hält der Film die Spannung und gewinnt zugleich einen sich steigernden Rhythmus, der in der versuchten Vergewaltigung und der Notwehr Leilas gipfelt, in ihrer radikalen Absage an Männer ausklingt und sie dabei im Gefängnis schließlich vielleicht etwas zu sehr als Märtyrerin präsentiert. Leicht komponiert wie ein Musikstück oder spannungsreich hingeworfen wie ein abstraktes Gemälde, ist der Film zu Recht auf mehreren Festivals ausgezeichnet worden. Mara Borchardt

„Honig und Asche“. Regie: Nadia Fares; mit Nozha Khoudra, Amel Ledhili, Naji Najeh u.a. Moviemento und Steinplatz

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