■ Kirche in Deutschland: Ein Verein in der Daseinskrise
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) besteht aus 24 Landeskirchen. 8 von ihnen liegen in Ostdeutschland, 16 in Westdeutschland. Zu den kleinsten Landeskirchen mit weniger als 100.000 Mitgliedern zählen Anhalt, Schaumburg- Lippe und die Schlesische Oberlausitz. Die größten Gliedkirchen liegen auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik, wie Nordelbien, Hannover, Rheinland, Bayern, Westfalen und Württemberg.
1995 – die folgenden Zahlen beziehen sich auf diesen Zeitraum – gab es in Deutschland knapp 28 Millionen evangelische Kirchenmitglieder. In Ostdeutschland leben nur rund 4 Millionen evangelische Christen, davon allein in der Landeskirche Berlin-Brandenburg 1,5 Millionen. In Westdeutschland sind es noch mehr als 23 Millionen. Seit den sechziger Jahren sind hier die Zahlen jedoch rückläufig: Knapp 30 Millionen protestantisch Getaufte gab es noch im Jahre 1963.
Die evangelischen Christen treffen sich bundesweit in 18.243 Gemeinden. (Ost: 7.561, West: 10.682). Jährlich werden 253.580 Kinder und Jugendliche getauft, 20.000 im Osten und rund 233.000 im Westen. 264.041 Jugendliche wollten die Konfirmation, davon nur 36.015 in den ostdeutschen Landeskirchen. Die Jugendweihe, übriggebliebenes Ritual aus DDR- Zeiten, macht dem Konfirmandenunterricht hier große Konkurrenz. Etwa 70 Prozent der Jugendlichen bevorzugen diese Form der nichtreligiösen Feierlichkeit zum Eintritt ins Erwachsenenleben.
Die EKD muß knapp 300.000 Kirchenaustritte pro Jahr verkraften. Rund 73.000 in Ostdeutschland und knapp 224.000 in Westdeutschland verließen 1995 die evangelische Kirche. Diesen Zahlen stehen bundesweit lediglich 57.502 Aufnahmen (inklusive Erwachsenentaufen) gegenüber. Mit mehr als 10.000 Eintritten liegen hier die ostdeutschen Landeskirchen – berücksichtigt man die relativ geringe Größe dieser Kirchen – vergleichsweise vor den 46.787 westdeutschen Neu-Evangelen. 86.864 Paare heirateten mit dem Segen eines protestantischen Pfarrers, knapp 6.000 im Osten, 81.045 im Westen. Eine weitere Amtshandlung der evangelischen Kirche, die Beerdigung, nutzten bundesweit 364.333 Menschen.
Die EKD verfügte 1996 über ein Kirchensteuer-Einkommen von 7,95 Milliarden Mark. Seit einigen Jahren sind diese Einnahmen rückläufig, 1992 waren es noch 500 Millionen Mark mehr. Das Diakonische Werk der EKD hat bundesweit 30.686 Einrichtungen wie Krankenhäuser, Jugendeinrichtungen, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen. Mehr als 400.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der Diakonie angestellt.Annette Kanis
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