: „Safwan Eid ist Opfer“
■ Lübecker Brandprozeß: Verteidigung plädiert auf Freispruch für Angeklagten
Berlin/Lübeck (AP/taz) – Am 30. Juni werden die Richter des Lübecker Landgerichts ihr Urteil im Prozeß gegen Safwan Eid fällen. Es wird, soviel steht wohl fest, auf einen Freispruch des libanesischen Asylbewerbers hinauslaufen, den die Staatsanwaltschaft im vorigen Jahr in ihrer Anklageschrift bezichtigte, für den Brand in einem Lübecker Flüchtlingsheim verantwortlich zu sein. Doch selbst die Ankläger sprachen sich vor zwei Wochen in ihrem Prozeßresümee „im Zweifel für den Angeklagten“ aus – eine Schuld könne nicht nachgewiesen werden.
Eids Verteidigerinnen Gabriele Heinecke und Barbara Klawitter nutzten ihre Plädoyers gestern mit Verve dazu, ihre Sicht des Prozesses zu erläutern. Ihr Mandant sei nicht Verursacher, sondern, wie die anderen Hausbewohner auch, Opfer des „Anschlags“ auf das Haus in der Hafenstraße gewesen. Heinecke warf der Staatsanwaltschaft vor, die Ermittlungen fahrlässig und oberflächlich betrieben zu haben. Sie habe zudem alles getan, um Eid ein „Weiterleben in diesem Lande unmöglich zu machen“. Und in Richtung der Staatsanwaltschaft: „Sie haben Schmutz über ihn gekippt.“ Es gebe, so ihr Fazit, keine Anhaltspunkte dafür, daß ihr Mandant den Brand gelegt und damit einen „wahnsinnigen Akt der kollektiven Selbstverbrennung“ begangen haben könnte.
Klawitter ging über diese Analyse noch hinaus und forderte eine Entschädigung für Eid, weil der aufgrund der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ein knappes halbes Jahr in Untersuchungshaft gesessen habe. Als „tatsächlich Tatverdächtige“ nannte sie darüber hinaus die vier Männer aus Grevesmühlen, die am Brandtag festgenommen und einen Tag später wieder freigelassen worden waren, deren Spuren aber die Polizei nicht weiter verfolgt habe.
Der Angeklagte Safwan Eid sagte am Ende des vorletzten Verhandlungstages: „Ich bin unschuldig. Das habe ich immer gesagt. Und das weiß auch die Staatsanwaltschaft.“ JaF
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