piwik no script img

Neuer Anlauf zur „Pille“ für den Mann

■ Mit einer neuen Substanz können Spermien „blind“ für Eizellen gemacht werden

Einen neuen Ansatz zur Entwicklung einer „Pille“ für den Mann verfolgt der Biochemiker Joseph Hall von der Universität im US-amerikanischen Raleigh. Er hat eine Substanz synthetisiert, mit der Spermien „blind“ gemacht werden für eine Eizelle, wodurch eine Befruchtung verhindert würde. Im Gegensatz zu anderen Verfahren greife ein Verhütungsmittel auf dieser Basis nicht in den Hormonhaushalt des Mannes ein, berichtet die North Carolina State University in Raleigh.

Bei dem Hemmstoff handelt es sich um eine Zuckerverbindung, mit der die B-Form eines bestimmten Enzyms, einer Hexosaminidase, blockiert werden kann. „Die B-Form gibt den Spermien, bildlich gesprochen, ihre ,Augen‘“, erläutert Hall. „Wenn man sie blockiert, erzeugt man quasi blinde Spermien, die die Eizelle nicht erkennen können.“ Bei Versuchen mit Ratten verminderte die Verbindung den Angaben zufolge die Aktivität des Enzyms um 98 Prozent. Zur Zeit laufende Tests mit Sperma von Menschen und Rindern seien „sehr erfolgversprechend“.

Die Hexosaminidase wird in Spermien sezerniert, nachdem sie den Hoden verlassen haben. Das Enzym spielt aber nicht nur bei der Fortpflanzung eine Rolle, sondern ist auch in anderen Körperzellen enthalten. Dabei tritt es in zwei Varianten auf – A und B. Für die Entwicklung des Verhütungsmittels ist es sehr praktisch, daß die Spermien ausschließlich die B-Variante besitzen. Wenn spezifisch die B-Variante blockiert wird, sollten andere Körperfunktionen nicht beeinträchtigt werden, so daß unerwünschte Nebenwirkungen ausbleiben. Ratten wurden zu rund 90 Prozent zeugungsunfähig, wenn sie den „Enzymblocker“ oral erhielten, berichtet Hall.

Bisher setzen Forscher bei medikamentösen Verhütungsmitteln für den Mann vor allem auf Hormonspritzen. Im vergangenen Jahr hatte die Weltgesundheitsorganisation einen Test mit Anti- Baby-Spritzen abgeschlossen, an dem vierhundert Paare zwei Jahre lang teilgenommen hatten. Die Männer erhielten wöchentliche Injektionen des Sexualhormons Testosteron, wodurch in 98,6 Prozent der Fälle eine Schwangerschaft verhindert wurde. Es läge nun an der Pharmaindustrie, die „Spritze für den Mann“ zu produzieren, erklärte damals der Studienleiter Fred Wu von der britischen Universität Manchester. fwt

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen