: Den Weg zurück ebnen
■ Bosnische Kriegsflüchtlinge gründen Verein zur Rückkehrhilfe. Die einzigartige Initiative will auch politisches Sprachrohr sein
Oldenburg. In Deutschland zur Ausreise gedrängt – in der Heimat unerwünscht. Dieses Dilemma bosnischer Kriegsflüchtlinge soll künftig gemindert werden. Dafür haben Kriegsflüchtlinge aus Bosnien am Wochenende in Oldenburg einen in Deutschland bisher einzigartigen Verein gegründet.
Der „Förderkreis von Rückkehrprojekten für Kriegsflüchtlinge“soll BosnierInnen einen Weg zurück in die Heimat ebnen – und zugleich politisches Sprachrohr der bosnischen Gruppen in Niedersachsen und Bremen sein.
„Auch wenn die Organisation der Rückkehr erstes Vereinsziel ist, wollen wir natürlich gegen menschenrechtlich fragwürdige Gesetze und Erlasse vorgehen, die die Rückkehr von Kriegsflüchtlingen betreffen“, sagt der Sprecher der neugegründeten Initiative, Bahrudin Mehic. Der Verein, der in Nordwest-Niedersachsen allein 1.000 Flüchtlinge aus dem 70 Kilometer von Tuzla gelegenen Modrica vertritt, ist basisdemokratisch organisiert. Verschiedenste Gemeinden und Zentralunterkünfte in Niedersachsen und Bremen delegierten SprecherInnen in den Förderkreis; einzig im Vorstand sind Deutsche in der Überzahl – aus Gründen des deutschen Vereinsrechts.
Als ersten Arbeitsschritt will der Förderkreis jetzt ein Konzept zur Ausreise entwickeln, sagt Flüchtlingssprecher Bahrudin Mehic. Dafür reist noch in dieser Woche eine Delegation nach Bosnien. Sie soll Informationen darüber zusammentragen, wo und wie Bosnierinnen bei einer Rückkehr am leichtesten Fuß fassen können. Dabei denken die Vereinsmitglieder ganz praktisch: „Unter uns sind zahlreiche Handwerker. Die können sich am Aufbau selbst beteiligen“, sagt Mehic.
Der Verein soll dabei als Knotenpunkt verschiedenste aktuelle Informationen über die Lage vor Ort bereithalten oder Fördermöglichkeiten zum Aufbau von Rückkehrerprojekts ausloten. Dazu gehört auch die Beantragung von EU- oder UNO-Fördermitteln.
Jens Breder
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen