piwik no script img

Unterm Strich

Nun hängen sie wieder. Nachdem der Streit um die Präsentation des belgischen Künstlers Marcel Broodthaers (1924–1976) dazu geführt hatte, daß seine Bilder vor Beginn der „documenta“ entfernt wurden, hat man sich in Kassel gütlich geeinigt. Zur Eröffnung am Samstag waren die Bilder in dem Broodthaers gewidmeten Ausstellungspavillon des Museum Fridericianum wieder zu sehen. Die „documenta“-Leitung hatte Broodthaers keinen eigenen Raum eingeräumt, wie es zunächst mit der Tochter und Verwalterin des künstlerischen Nachlasses abgesprochen war. Statt dessen hatte man ein Werk der englischen Architekten Alison und Peter Smithson im selben Raum untergebracht. Die mehrreihige Bildtafel beschäftigt sich mit dem Stadtraum als sozialem Spielfeld. Sie wurde am hinteren Ende des Fridericianum installiert.

Leiden Sie unter Streß, Unruhezuständen, Depressionen? Dann nehmen Sie doch einfach die Süddeutsche Zeitung zur Hand. Die nämlich bietet ein Beruhigungsfeuilleton an, das rezeptfrei am Kiosk erhältlich ist. Den Wirkstoff steuert im wesentlichen die Theaterredaktion bei. In leserlieber Vorsorge plaziert sie die Kritik zu Einar Schleefs herausragender „Salome“-Inszenierung so, daß sie niemandem ins Auge fällt, und bedenkt an prominenter Stelle statt dessen Kulturpolitisches. Denn das Theater-Beruhigungsfeuilleton ist auch ein Debattenfeuilleton. Zuletzt wurden aus der begütigenden These, daß der Nachwuchs im Theater eine Chance hat, aber nicht genügend Beachtung findet, fast zwanzig Beiträge herausgeklopft.

Seit gestern geht es um die Hauptstadt. Wenn Claus Peymann das Berliner Ensemble übernimmt, so bedenkt sich der Theaterredakteur, dann könne Peymann doch auch gleichzeitig die Schaubühne übernehmen. Die nämlich sei ein „ganz normales Stadttheater“ geworden und Peymann ein „würdiger, älterer ... Herr“. Genial: Der Beruhigungseffekt wäre in Potenz garantiert, durch die Vereinigung von BE und Schaubühne die „Mauer(n) in der Kunst“ endgültig niedergerissen, denken Sie nur. Und die Ersparnis! Natürlich, die Schaubühnenregisseure Andrea Breth und Michael Simon müßten sich arrangieren, aber sicher liegen der SZ zu diesem Problem schon etliche Beiträge vor, von August Everding, Ivan Nagel (gerne würden wir fortfahren, aber, gähn, die Beruhigung, schnarch...).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen