: Unterm Strich
Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich. Einar Schleef (!) wird am 10. „Jänner“ am Wiener Burgtheater (!!) einen „Sport-Stück“ (!!!) genannten Text von Elfriede Jelinek (!!!!) zur Uraufführung bringen. Nicht nur also, daß sich die Leute vom Berliner Ensemble jetzt, da sie's dort alle nicht mehr lange machen, gutgelaunt wie nie auf ein Brecht-Spektakel vorbereiten. Nein, auch der zukünftige BE-Chef Claus Peymann, der in Wien seinen Rest-Dienst verrichtet, ermannt sich zum Schluß, noch etwas Pepp in sein Haus mit den wassergefüllten Messingaschenbechern im Marmorfoyer zu bringen. Und während sich Peymann selbst ein „Stück zum Film vom Krieg“ von Peter Handke gönnt (Premiere Anfang Mai), ringt Frank Castorf noch mit sich, ob er ebendort „Ithaka“ von Botho Strauß ins rechte Licht rücken oder für nächsten Juni doch lieber ein Stück von Nestroy oder Grillparzer inszenieren soll. Während der Kleist-besessene Hans Neuenfels im Akademietheater mit dem „Amphitryon“ zum Zuge kommen soll (Premiere am 14. November). Mein Wien, du hast es besser, ach.
In Rostock indessen hat man sich in puncto nächster Spielzeit für den russischen Dirigenten Michail Jurowski als neuen Generalmusikdirektor am Volkstheater entschieden. Der 51jährige Jurowski, der seit 1990 in Deutschland arbeitet, war zuletzt an der Deutschen Oper in Berlin tätig, davor dirigierte er unter anderem an der Semperoper in Dresden sowie an der Staatsoper und Komischen Oper in Berlin. Bereits zweimal erhielt Michail Jurowski den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Nehmt dies noch: Mit einem musikalischen Potpourri des Meininger Theaters wurde gestern im südthüringischen Steinbach-Langenbach die Festwoche zum 40jährigen Bestehen von Ostdeutschlands größter Naturbühne eröffnet. Eine wahre Volksbühne übrigens, die nach 6.000 freiwilligen Arbeitsstunden der Einwohner mit damals 3.720 Plätzen eröffnet worden war. Staatliche Angestellte, Forstleute, Professoren und Studenten, Gymnasiasten und Lehrlinge, Soldaten, Polizisten und Angehörige der Sowjetarmee hatten geholfen, weswegen die Bühne bis zur Wende auch „Naturtheater Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ hieß. 1993 wurde sie von einer Tochterfirma der Bayreuther Semmel Concerts GmbH gepachtet.
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