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Bauarbeiter streiken

■ IG B.A.U. will Einlenken der Fachgemeinschaft Bau erreichen

Das erste Mal seit 1978 wird am Montag auf Baustellen in allen Bereichen gestreikt werden. Die Urabstimmung, bei der die Gewerkschaft eine Zustimmung von über 85 Prozent für wahrscheinlich hält, dauerte bis gestern abend an. Sollte der Arbeitgeberverband Fachgemeinschaft Bau Berlin- Brandenburg nicht einlenken, will die Gewerkschaft den Streik auch auf Baustellen in Brandenburg ausweiten. Betroffen sind die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die in der Fachgemeinschaft Bau organisiert sind.

Rainer Knerler, IG-B.A.U.-Geschäftsführer und oberster Streikleiter, kündigte eine „flexible Taktik“ an. Man werde sich einzelne Betriebe aussuchen und diese bestreiken, „wo es wehtut“. „Nach Bedarf werden wir ausweiten.“

Die Streikdauer machte die Berliner Gewerkschaftsführung gestern von der Verhandlungsbereitschaft der Arbeitgeber abhängig, an die sie gleichzeitig den Appell richtete, keine ausländischen Arbeiter als Streikbrecher einzusetzen. Dies wäre eine „unerhörte Provokation“ und würde Ausländerfeindlichkeit schüren. Knerler erklärte zugleich, man habe in der IG B.A.U. das Problem Ausländerfeindlichkeit im Griff.

Die Situation ist verfahren und schwierig: Während die Verträge mit den großen Unternehmen der Bauindustrie bereits unter Dach und Fach sind, steht eine Einigung mit der mittelständischen Fachgemeinschaft Bau weiterhin aus. Nachdem diese im März als bundesweit erster Regionalverband aus den Spitzenverbänden der Bauwirtschaft ausgetreten war und sich der Anerkennung des Bundesrahmentarifvertrages verweigert hatte, waren auch die Tarifverhandlungen für Berlin und Brandenburg am 17. Juni gescheitert.

Der Landesvorsitzende der IG B.A.U., Klaus Pankau, erklärte gestern, man sei zwar bereit, „über beschäftigungssichernde Maßnahmen zu reden“, aber die Arbeitgeber in der Fachgemeinschaft würden nicht umhinkommen, den Bundesrahmentarifvertrag anzuerkennen. Die darin festgelegten Regelungen über die volle Lohnfortzahlung bei Krankheit, das 13. Monatsgehalt und die Neuregelung über das Schlechtwettergeld wollen die Arbeitgeber aber nicht in den neuen Tarifverträgen haben. Auch die von der Gewerkschaft geforderte Anerkennung des Schlichterspruchs für die westdeutsche Bauwirtschaft, der unter anderem eine Lohnerhöhung um 1,3 Prozent vorsieht, lehnt die Fachgemeinschaft ab. Sie beruft sich auf die schwere Krise, von der besonders die mittelständischen Unternehmen betroffen sind. Tobias Singelnstein

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