: Eurofighter zu teuer und noch nicht produktionsreif
■ Die britische Regierung wäre angeblich erfreut, wenn das Projekt nicht zustande käme. Finanzminister Theo Waigel sucht in Bonn unbeirrt nach Finanzierungslösung
London/Bonn (AFP/dpa) – Das britische Finanzministerium soll die Regierung in London aufgefordert haben, das Eurofighter-Projekt fallenzulassen. Dies berichtete gestern der Observer. Die Tageszeitung zitiert anonyme Quellen im Finanzministerium. Es heißt, im Zuge von Überlegungen, die öffentlichen Etats zu kürzen, wäre das Ministerium „erfreut“, wenn das Projekt platzen würde. „Wir hoffen, daß die Deutschen die Sache sterben lassen“, zitiert die Zeitung ihre Quellen.
Zwar weiß der deutsche Finanzminister auch nicht, wie er das Geld für das neue Kampfflugzeug zusammenbringen soll, aber Theo Waigel zeigte sich am Samstag recht zuversichtlich. Auf einem Bezirksparteitag der CSU sagte er, man sei auf dem besten Weg, die Finanzierung im Haushalt 1998 gemeinsam mit der Firma Daimler- Benz Aerospace (Dasa) zu regeln. Bei der Dasa sollen wesentliche Teile des Flugzeuges gebaut werden.
In Koalitionskreisen heißt es, man verhandle bereits mit der Dasa über eine vorzeitige Rückzahlung von Fördergeldern, die das Unternehmen für die Entwicklung verschiedener Airbus-Modelle erhalten hatte. Es wird von einem Betrag in Höhe von einer Milliarde Mark gesprochen. Waigel sagte, von diesem Flugzeug hänge „ein gutes Stück“ der Glaubwürdigkeit Deutschlands als Nato-Partner ab.
Derweil mehren sich skeptische Stimmen, die Zweifel am Nutzen der Kampfmaschine hegen. Michael Brzoska vom UN-gestützten Konversionsforschungszentrum in Bonn sagte, der Eurofighter sei weder strategisch noch wirtschaftlich überzeugend. Werde er gebaut, verfüge Westeuropa über drei neue Jagdflugzeugtypen, während die Warschauer-Pakt-Staaten ihr Kampfflugzeugkontingent zurücknähmen. Brzoska sagte, selbst unter der „pessimistischen Annahme“ einer erneuten Konfrontation mit Rußland ergebe sich „ein deutliches quantitatives Übergewicht der westeuropäischen Länder“, und dies noch ohne Berücksichtigung der US-Verbände. Zudem führe die Aufteilung der Produktion auf vier Partnerländer zu einer Festigung der veralterten Strukturen in der europäischen Luftfahrtindustrie und behindere den Modernisierungsprozeß.
Der Spiegel meldet heute schwere Mängel an der elektronischen Flugsteuerung und am geplanten Radargerät. Er beruft sich dabei auf „Experten“, die meinen, die elektronische Flugsteuerung reagiere so träge, daß die Maschine nicht mit Höchstgeschwindigkeit fliegen und manövrieren könne. Bei voller Fluggeschwindigkeit drohe Absturzgefahr. Das Bonner Verteidigungsministerium wies die Anschuldigungen zurück
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