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Schwarz gleich illegal

■ Neusser Polizei hält schwarzen Deutschen grundlos eine Nacht in Haft

Düsseldorf (taz) – Einen neuen Fall von Rassismus im Polizeidienst klagt der Wuppertaler Anwalt Karl-Heinz Bartens-Winter an. Zwei Tage vor der Veröffentlichung des Amnesty-Berichts über ausländerfeindliche Übergriffe deutscher Polizeibeamter stellte der Anwalt im Auftrag seines Mandanten Jean Pierre Adeossi gegen mehrere Polizeibeamte aus Neuss wegen Freiheitsberaubung und Beleidigung Strafanträge beim zuständigen Oberkreisdirektor. Sein Mandant, so der Anwalt, sei in der Nacht zum 1. Juni „offensichtlich allein aufgrund seiner Hautfarbe von Polizeibeamten angehalten, festgenommen und eingesperrt worden“.

Zwei Zivilbeamte stoppten Adeossi in jener Nacht, als er mit dem Fahrrad nach Hause fuhr. Statt seines Originalausweises führte der seit 20 Jahren in Düsseldorf lebende Schwarze mit deutschem Paß nur eine Kopie mit sich. Probleme hatte er dadurch bei früheren Kontrollen nie bekommen: Eine kurze Überprüfung per Funk, und die Sache war erledigt. Doch darauf wollten sich die Neusser Beamten nicht einlassen. Auch das Angebot von Adeossi, zur Ansicht des Originaldokuments mit ihm kurz über die Brücke zu seiner Wohnung nach Düsseldorf zu fahren, schlugen sie aus. Statt dessen nahmen sie ihn mit zur Wache. Man glaube nicht, daß er Deutscher sei, hielt ein Beamter ihm dort vor. Die Kopie sei wahrscheinlich eine Fälschung und er ein Illegaler. Der protestierende Adeossi wurde „angeschrien“ und in eine „feuchte, kalte Zelle“ eingesperrt und später erkennungsdienstlich behandelt.

Gegen 7.30 Uhr erschien ein Zivilbeamter mit dem Schlüsselbund des Festgenommenen in der Hand. Adeossi erklärte ihm die Lage seiner Wohnung und den Aufbewahrungsort seines Ausweises. Gut drei Stunden später kam er frei. Die zwölfstündige „Freiheitsberaubung“ sei nur erfolgt, so dessen Anwalt, weil die Polizeibeamten nach dem Motto gehandelt hätten: „Schwarzer, Asylant, Illegaler“.

Ein Vorwurf, den der Neusser Polizeisprecher Wilfried Goertz gestern zurückwies: „Mit Ausländerfeindlichkeit hat das nichts zu tun.“ Eine Identitätsüberprüfung per Funk sei nicht möglich gewesen, weil das Foto auf der Ausweiskopie „ziemlich geschwärzt war“. Eine schnellere Freilassung sei zudem allein an der Überlastung der Kriminalwache in der Nacht gescheitert. Für Anwalt Bartens- Winter, der eine „Entschuldigung und Entschädigung“ verlangt, sind das billige Ausflüchte, denn mit keinem „weißen Deutschen wäre man so umgegangen“.

Unterdessen hat Max Stadler (FDP) die Innenminister aufgefordert, Konsequenzen aus dem Amnesty-Bericht über die rassistischen Polizeiübergriffe zu ziehen. Den Vorwürfen müsse nachgegangen werden, und er erwarte einen Bericht im Innenausschuß des Bundestages. Walter Jakobs

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