: Der Mars-Rover auf Erkundungsfahrt
■ Jubel im Nasa-Kontrollzentrum: Die Kameras auf dem ferngelenkten kleinen Auto nehmen den roten Planeten unter die Lupe. Die Mission löst neue Spekulationen über Leben auf dem Mars aus
Pasadena/Berlin (AFP/taz) – Die Euphorie kennt keine Grenzen. Noch als die Wissenschaftler im Nasa-Kontrollzentrum damit beschäftigt waren, die Kommunikationsprobleme mit der Marssonde Pfadfinder zu beheben, läutete US-Präsident Bill Clinton bereits eine „neuen Ära“ bei der Erkundung anderer Planeten ein. Mit lauten Jubelrufen reagierten die Mitarbeiter der US-Raumfahrtbehörde im kalifornischen Pasadena, als am Freitag abend um 19.09 Uhr hiesiger Zeit Pathfinder nach einer siebenmonatigen Reise und 500 Millionen Kilometer entfernt von der Erde auf dem Roten Planeten landete und die ersten Bilder übermittelte.
Von dem großen Interesse an der Marslandung blieb selbst das Internet nicht verschont. Die Web- Seiten der US-Raumfahrtbehörde mit den Bildern und den Informationen rund um die Sonde wurden laut Nasa am Freitag von rund 100 Millionen Menschen aus der ganzen Welt aufgerufen. Der Andrang führte zu langen Wartezeiten auf der Datenautobahn.
Trotz einiger technischer Probleme hat die spektakuläre Erkundung des Mars vielversprechend begonnen. Nachdem die US- Sonde Pfadfinder bereits wenige Stunden nach ihrer Landung auf dem Roten Planeten „spektakuläre“ Farbfotos der rötlichen Steinwüste zur Erde sandte, begann am Sonntag auch der Mars-Rover Sojourner mit Verspätung seine Erkundungsarbeit. Der vom Kontrollzentrum ferngesteuerte Rover berührte als erstes Fahrzeug den Boden des Planeten.
Anhand der übermittelten Aufnahmen der Pfadfinder wählten die US-Wissenschaftler bereits einige Gesteinsbrocken aus, die Sojourner in den nächsten Tagen näher untersuchen soll. Das speziell ausgerüstete Erkundungsfahrzeug, das nicht größer ist als ein Mikrowellenherd, überwand nach Angaben der Wissenschaftler in Pasadena einen kleinen Stein und hinterließ Spuren im roten Marsstaub.
Sojourner ist mit Minikameras und einem Spektrometer ausgerüstet, das die chemische Zusammensetzung von Gestein mit Hilfe von Röntgenstrahlen analysieren kann. Er soll mindestens sieben Tage lang die Umgebung des Landeplatzes erkunden, Nahaufnahmen von Steinen und Geröllbrocken machen und feststellen, ob es sich lohnt, bei einer Nachfolgemission Proben aufzusammeln. Von Analysen dieses Gesteins auf der Erde erwartet sich die US-Raumfahrtbehörde Nasa Antworten auf die Frage nach dem Leben auf dem Mars.
Gleich bei der Landung von Pfadfinder war ein Problem aufgetreten: Eines der Luftkissen, die zur Abfederung gedient hatten, war nicht richtig eingezogen worden. Dadurch konnte die Rampe für den Mars-Rover zunächst nicht ausgefahren werden. Per Fernsteuerung wurde das Hindernis schließlich beseitigt. Wegen einer zusätzlich aufgetretenen Kommunikationsstörung mit der Marssonde konnte Sojourner erst mit mehr als 24stündiger Verspätung seine Erkundungen beginnen.
Die Marslandung wird von den Forschern als ein lange entbehrter Erfolg angesehen. Erst im November war das russische Raumfahrzeug Mars 96 kurz nach dem Start in den Pazifik gestürzt. Derzeit befindet sich schon die nächste Sonde auf dem Weg in Richtung Mars. Die US-Sonde Mars Global Surveyor soll im September eine Umlaufbahn um den Mars erreichen.
Für die Nasa ist die Marslandung auch eine gute PR-Kampagne. Mit den weltweit von Fernsehsendern ausgestrahlten Marsbildern wird die führende Rolle der US-Raumfahrt untermauert. Noch bevor der ferngesteuerte Rover Sojourner die ersten Gesteinsproben einsammeln und die Analysedaten zur Kontrollstation weiterleiten konnte, flammte erneut die Spekulation auf, ob es nicht doch Leben auf dem Mars geben könnte. Die Hoffnung, Spuren von extraterristischen Lebensformen zu finden, scheint nach wie vor ein Antriebsmittel zu sein, um bei den Politikern das Geld für weitere Marsexpeditionen loszueisen. Wlf
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