: Entzugskur für Industriegifte
■ Altlastensanierung im Industriegebiet Oberschöneweide soll 1998 beendet sein. Dann können Unternehmen wieder einziehen. Gefahr für Trinkwasser gebannt
Die größte Entgiftungsaktion für ehemalige Industrieböden in Berlin schreitet voran. Die Altlastensanierung des 300.000 Quadratmeter großen Spreeknies im Köpenicker Ortsteil Oberschöneweide soll Anfang 1998 abgeschlossen sein. Das erklärten gestern Umweltsenator Peter Strieder (SPD) und Reiner Nittka von der Berliner Entwicklungsgesellschaft (BLEG) bei einer Zwischenbilanz. Auf dem ehemals größten und am stärksten belasteten Industrieareal wird der Boden von Verseuchungen durch den Betrieb der AEG und der Kabelwerke Oberspree befreit. Die Gefahr für die Vergiftung des Grundwassers sei nun gebannt.
1995 wurde in einem Pilotprojekt mit der Altlastensanierung begonnen. Insgesamt waren 40.000 Kubikmeter kontaminierten Bodens zu waschen und sicher zu deponieren. Heute seien bereits „22.000 der 55.000 Tonnen Boden gewaschen und der Rest auf Deponien gebracht“ worden, meinte Strieder. Die Kosten, die ursprünglich 60 Millionen Mark betragen sollten, konnten durch ein Sanierungskonzept und neue Entsorgungswege auf 20 Millionen gedrückt werden. Die Kosten werden zu zehn Prozent von der BLEG und zu neunzig Prozent vom Bund und vom Land Berlin getragen. Laut Strieder entspricht das zwölf Millionen Mark, die das Land Berlin zu tragen habe.
Das Spreeknie ist das traditionsreiche Industriegebiet in Oberschöneweide, das über Jahrzehnte durch die Industrie vergiftet wurde. Im Boden fanden sich Industrieschlacken mit Schwermetallen wie Blei, Kupfer, Zink und Lösungsmittel, die die zulässigen Grenzwerte teilweise um das Tausendfache überschritten. Die Hinterlassenschaften dieser rund 100jährigen Nutzung bedrohten die Trinkwasseraufbereitung im nahegelegenen Wasserwerk Wuhlheide. Diese Gefahr konnte beseitigt werden, indem der Boden mit Spundwänden vom Trinkwasser abgekapselt und eine Reinigungsanlage installiert wurde. Heute bildet das Areal in Oberschöneweide mit Johannisthal und der Rummelsburger Bucht ein Sanierungskomplex von 17 Quadratkilometern.
Die BLEG hatte 1993 im Auftrag des Landes 300.000 Quadratmeter Flächen aus dem Bestand der ehemaligen Großbetriebe und Kombinate der DDR gekauft. Auf dem Spreekniegelände mit einer Fläche von 160.000 Quadratkilometern sollen nach Altlastensanierung und Erneuerung der Infrastruktur Unternehmen und Gewerbe angesiedelt werden. Es sei geplant, „Flächen in der Größe von 2.000 bis 6.000 Quadratmetern zu verkaufen“, sagte Reiner Nittka von der BLEG. Karen König
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