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Australierin mit Vorliebe für die Musik des Mittelmeeres

■ Mit neuen Tönen startet die Gruppe „Mara!“von Down under im Bremer Schlachthof ihre Europatournee

Schon bei ihrem ersten Auftritt in den Roots-Nights vor sieben Jahren begeisterte das australische Quintett „Mara!“. Seit dreizehn Jahren pflegt die Band um die klassisch ausgebildete Sängerin und Namensgeberin Mara Kiek eine Musik, die die musikalischen Traditionen verschiedener ImmigrantInnengruppen Australiens mit Spielweisen von Folkrock und Jazz zu einer erregenden Mixtur verknüpft. Im Zentrum der Musik steht die ausdrucksstarke Stimme Mara Kieks, die sich problemlos in verschiedensten Gesangstraditionen bewegt. Ehemann Llew Kiek sorgt an Gitarren und Lauten für die passenden Saitentöne. Vor ihrem Bremen-Auftritt zum Auftakt der Europa-Tournee erklärten Mara und Llew Kiek der taz, was sie an europäischer Musik fasziniert.

taz: Auf der aktuellen CD „Ruino Vino“greifen Sie hauptsächlich Melodien aus Osteuropa und dem Balkan auf. War das von Anfang an so?

Llew Kiek: Nein, als wir 1982 anfingen, hatten wir vor allem anglo-keltische Songs und mittelalterliche Lieder meist aus Frankreich, Spanien und Italien im Programm. Ein Freund, der eine Zeit lang in Mazedonien war, kam dann ganz begeistert von der dortigen Musik zurück und fragte, ob wir nicht Lust hätten, ein paar solcher Lieder ins Repertoire zu nehmen. Und wir waren auch so angetan von diesen Melodien und besonders dem Gesang, daß wir sofort eines der Stücke einübten. Aber das klang noch nicht so, wie es eigentlich klingen sollte.

Wie sind Sie an das musikalische Material herangekommen? Und wo haben Sie gelernt, so zu singen, Mara?

Mara Kiek: Als wir versuchten, einige Songs einzustudieren, kannte ich die speziellen Gesangstechniken zum Beispiel aus Bulgarien noch nicht, und das war auch zu hören. Ich hatte dann das Glück und bekam ein Stipendium für einen sechsmonatigen Aufenthalt in Bulgarien. Dort studierte ich an einer Schule in Plovdiv, in der auch die bulgarischen Volkssängerinnen und –sänger ausgebildet werden. Da hab' ich natürlich viel gelernt und später trafen wir die US-amerikanische Musikforscherin Jo Estill, die eine Methode entwickelt hatte, das zu lernen – den Kehlkopfgesang und dieses Nasale in der Tonmodulation.

Gab es Vorbilder oder Einflüsse für Sie?

Mara Kiek: Eigentlich nicht, wir hatten jedenfalls nichts Vergleichbares oder Ähnliches gehört. Ursprünglich war unser Ziel auch gar nicht eine spezielle Verbindung von Folk und Jazz herzustellen, sondern die Idee war, Folkmusik mit Jazzmusikern zu spielen, weil deren technisches Können und ihre Improvisationsfähigkeit doch häufig stärker entwickelt ist, als bei vielen Folkmusikern. Und es ist schon unser Anspruch höchste Qualität in der Musik zu erreichen. Und dann hat sich daraus unsere spezielle Herangehensweise entwickelt, in die Arrangements der traditionellen Songs auch improvisierte Sequenzen einzubauen und den verschiedenen Mitgliedern der Band die Möglichkeit zu geben, ihre persönliche ,Stimme' einzubringen.

Welche Pläne haben Sie?

Llew Kiek: Wir wollen noch mehr eigene Stücke komponieren, die sich thematisch an diese Musik aus dem Mittelmeerraum anlehnt. Ansonsten haben Mara und ich noch eine Reihe von Sachen außerhalb der Band laufen, wir machen Filmmusik, Theatermusik, haben das Projekt „Songs with Mara“mit dem Meryl Tankard Australian Dance Theatre. Fragen: Arnaud

„Mara!“heute, 10. Juli, um 20.30 Uhr im Schlachthof

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