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Rechter Überfall

■ DRK-Betreuer auf Jugendfahrt von drei Skinheads bewußtlos geschlagen

Ein plötzliches Ende fand am vorletzten Wochenende eine Jugendfahrt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Serrahn im Landkreis Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern). Ein türkischstämmiger Betreuer der Gruppe wurde am späten Abend des 30. Juni in einer Telefonzelle von drei rechtsradikalen Jugendlichen angegriffen und schwer verletzt. Zwei Tatverdächtige sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft.

Es war etwa 22 Uhr, als sich der Betreuer vom Ferienpark Serrahn zu der 200 Meter entfernten Telefonzelle aufmachte, um in Berlin anzurufen. Als er das Telefongespräch beendet hatte, kamen die Jugendlichen, die das DRK als „Skinheads“ und „offensichtlich rechtsradikal“ bezeichnete, auf ihn zu, beschimpften ihn und begannen dann plötzlich mit Schlagringen und Fäusten auf ihn einzuschlagen. Als er am Boden lag, traten sie ihm immer wieder ins Gesicht und ließen ihn dann schwer verletzt und bewußtlos liegen. Etwa eine halbe Stunde später wurde der Mann von einem anderen Betreuer und zwei Jugendlichen an der Telefonzelle gefunden.

Auf dem Weg dorthin waren den DRKlern die mutmaßlichen Täter begegnet. Diese konnten daraufhin von der Polizei festgenommen werden. Es handelt sich um einen 19- und einen 16jährigen sowie um ein 15jähriges Mädchen.

Während das DRK an dem rassistischen Hintergrund des Überfalls keine Zweifel hat, will sich die Polizei nicht abschließend auf politische Beweggründe für die Tat festlegen. Der Leiter des Kriminalkommissariats Güstrow, Giesbert Prestel, bestätigte aber, daß die Tatverdächtigen nicht nur Springerstiefel getragen haben: einer trug bei seiner Festnahme ein T-Shirt der Neonaziband „Endstufe“.

Ob das Opfer bleibende Schäden davontragen wird, ist noch unklar. Der Mann, der zwei Tage bewußtlos war und einen Traumaschock erlitt, soll in diesen Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die elfköpfige Jugendgruppe machte sich nach dem Überfall frühzeitig auf den Heimweg. Die 14- bis 17jährigen „standen selber unter Schock“, so Jean- Joseph Moutsinga vom DRK. Daran konnte auch eine Umquartierung nichts ändern, die Kommissariatsleiter Prestel in die Wege geleitet hatte. Moutsinga bezeichnete das Verhalten der Polizei als „in diesem Fall sehr korrekt“.

In Mecklenburg-Vorpommern war es bereits wiederholt zu Angriffen Rechtsradikaler auf Urlauber und Schulklassen mit ausländischen Schülern gekommen. Im letzten Sommer hatten 15 Rechtsradikale eine Jugendgruppe auf einem Zeltplatz in Plau am See überfallen. Tobias Singelnstein

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