: Straßenbahn mit Trendwende
■ BSAG meldet geringeres Minus: Grund sind höhere Fahrpreise, Nullrunde für die Belegschaft und Finanzierungsdeals für neue Wagen
Weniger BremerInnen fahren mit moderneren Bussen und Bahnen, die zum Teil Amerikanern gehören und von weniger gut bezahlten Mitarbeitern gesteuert werden. Dafür zahlen die Fahrgäste – recht häufige Ausnahme sind SchwarzfahrerInnen – aber mehr Geld, so daß die die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) der Stadtgemeinde Bremen weniger schwer auf der Tasche liegen muß als früher. So lassen sich die Ergebnisse des BSAG-Jhres 1996 zusammenfassen.
„Sehr erfreulich“, findet Vorstandschef Karl-Heinz Witt die Zahlen. Zwar mußte die Stadt 1996 noch 159,3 Millionen Mark für die BSAG zuschießen. Das sind aber fast zwei Millionen Mark weniger als im Jahr zuvor und 9,3 Millionen weniger als zunächst geplant. Erstmals sei der notwendige Zuschuß der Stadt für Busse und Bahnen damit zurückgegangen. „Eine Trendwende“, so der Vorstand. Ermöglicht haben das die zahlenden Fahrgäste, BSAG-Mitarbeiter und der amerikanische Fiskus.
Mit 95,2 Millionen Fahrgästen lösten zwar weniger Menschen einen BSAG-Fahrschein als im Vorjahr – die vielen Arbeitslosen fahren eben nicht in die Fabrik. Dennoch kam wegen der Preiserhöhungen im Verkehrsverbund VBN mit 126 Millionen Mark 12 Prozent mehr Geld in die Kasse.
Die BSAG-Mitarbeiter hatten 1996 eine Nullrunde akzeptiert, außerdem bekommen neue KollegInnen sechs Prozent weniger Geld. Tatsächlich stieg die Zahl der Mitarbeiter um 44 auf 2.382 an, die Personalkosten gingen zurück. „Das ist fast sensationell“, lobte Personalvorstand Hubert Resch das BSAG-Bündnis für Arbeit.
Belastet wird die BSAG durch Zinsen und Tilgung der Kredite, mit denen sie ihre neuen Niederflurbusse und -bahnen finanziert hat. Um hier Luft zu bekommen, haben die Vorstände 33 ihrer Wagen an einen amerikanischen Investment-Trust verkauft und sofort zurückgeleast. Die Amis sparen so Steuern und die BSAG bekommt nach Angaben von Witt 9,1 Millionen Mark in die Kasse, dem gestiegenen Dollarkurs sei Dank.
84 Prozent der BremerInnen fahren zwar gelegentlich BSAG, aber nur 33 Prozent sind Stammgäste. Für die Zukunft überlegen die Straßenbahn-Chefs, wie sie noch mehr Menschen in ihre Fahrzeuge locken können. Ein Baustein sei der neue 7,5-Minuten-Takt, sagte Technik-Vorstand Georg Drechsler. Oder schnelle Verbindungen: So habe die neue „Schnelle Linie 3“, die den Weg von Gröpelingen in die City statt in 18 in zehn Minuten schafft, die Fahrgastzahlen um 20 Prozent steigen lassen. Auch die Verlängerungen der Linien 5 (bis vor das Flughafen-Terminal), 6 (zur Universität) und 4 (zunächst bis Borgfeld) sollen Fahrgäste anziehen. Die Linie 4-Baustelle Schwachhauser Heerstraße soll ab September wieder für Autos in beiden Richtungen befahrbar sein. jof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen