■ beiseite
: Liebes Theater

Manchmal, in seltenen Momenten vollkommenen Glücks, verbinden sich scheinbar unzusammenhängende Dinge zu einem einheitlichen Ganzen. Nachricht Nummer eins: Die Leitung des krisengebeutelten Berliner Ensembles hat sich entschlossen, an der Love Parade teilzunehmen. Und zwar nicht mit irgendeinem popeligen Sattelschlepper, die BE-Leute werden – gottwieoriginell – auf einem russischen T34-Panzer vorfahren. Mit dabei bei der BE- „Party auf dem Panzer“: SchauspielerInnen, SängerInnen, verschiedene DJs, ferner Frankreichs Exkulturminister Jack Lang sowie der Bochumer Theaterintendant Leander Haußmann.

Nachricht Nummer zwei: Am Donnerstag abend fand anläßlich der Autorentage in Hannover eine Podiumsdiskussion statt, bei der auch eben erwähnter Intendant Haußmann zugegen war. Bei der Gelegenheit beklagte Haußmann, so vermeldet dpa, daß den deutschen Theatern „Glanz und Glamour“ fehle – im Gegensatz zum neuen deutschen Film: „Der deutsche Film hat wieder Stars, und man redet über ihn. Das hat das Theater noch nicht geschafft“, bedauerte der 38jährige Regisseur. Damit sich sein Metier gegen das Kino behaupten könne, müßten die Theaterschaffenden „authentischer“ mit ihren Inszenierungen in den Vordergrund treten und nicht nur Texte bearbeiten. Er selbst versuche das, indem er Mittel der Popkultur nutze. Dafür bedürfe es jedoch – siehe oben – „sehr viel Fingerspitzengefühls“: „Man darf nicht poppig sein wollen“, meinte Haußmann, der gleichzeitig bekannte, er fühle sich mit diesen Ansichten als „Einsamer und Ausgestoßener im Theaterbetrieb“. Die Folge sei: Kritiker würden ihn als seriösen Theatermann nicht mehr ernst nehmen. Unsere Empfehlung: Ganzheitlich denken, Haußmann!