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BUND darf weiter die Wahrheit sagen

■ Naturschützer können behaupten, daß das Duale System Plastikmüll verbrennt

Freiburg (taz) – Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) darf wieder ungestraft behaupten, das Duale System verbrenne Kunststoffverpackungen, die den Grünen Punkt tragen. Die Müllentsorger zogen sich aus einem gerichtlichen Verfahren zurück, mit dem sie derartige Aussagen unterbinden wollten.

Angefangen hatte die Auseinandersetzung zwischen dem Dualen System und dem BUND mit einer Anzeige, die im April in der taz erschienen war. Unter der Überschrift „Für'n Arsch“ hatte der Umweltverband geschrieben: „Milliarden von Verpackungen werden sortiert, gespült und landen dann in der Verbrennung. Trotz toller Grüner Punkte.“

Das Unternehmen erwirkte eine einstweilige Verfügung: Die Aussage, das Duale System verbrenne Müll, wurde dem Umweltverband Ende April fürs erste untersagt. Der Verband legte daraufhin über den Emmendinger Anwalt Jochen Amann Widerspruch ein – und rechnete den Entsorgern präzise vor, warum die Aussage über die „Milliarden von Verpackungen“ korrekt sei. Denn rund 432.000 Tonnen Leichtverpackungen, so weiß der BUND, würden jährlich nicht verwertet, sie blieben als Sortierreste übrig. Laut einem Gutachten der Aachener HTP-Ingenieurgesellschaft (die im Auftrag des DSD arbeitet, um Entsorgungswege zu optimieren) machen Verkaufsverpackungen aus Kunststoff zwischen 13,4 und 19 Prozent der Sortierreste aus. Das sind zwischen 58.000 und 82.000 Tonnen pro Jahr. Bei einem durchschnittlichen Verpackungsgewicht von zehn Gramm können folglich zwischen 5,8 und 8,2 Milliarden Verpackungen jährlich nicht verwertet werden. Ein Großteil davon landet in der Verbrennung. „Aus diesem Grund“, schlußfolgert Amann, „ist die Aussage des BUND sachlich richtig.“ Als den Entsorgern diese Berechnungen in Haus kamen, entschieden sich die Anwälte des Unternehmens, es zu einer Verhandlung vor Gericht erst gar nicht kommen zu lassen. Zugleich übernahm das Duale System die Kosten des Verfahrens.

Zum wiederholten Mal hat der Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt das Duale System kritisiert. In der aktuellen Spiegel- Ausgabe fordert er, Kleinverpackungen künftig zu verbrennen. Das Duale System reagierte darauf erwartungsgemäß: Vahrenholts Forderung widerspreche sowohl dem Kreislaufwirtschaftsgesetz als auch der EU-Verpackungsrichtlinie, so Petra Rob, Sprecherin des Dualen Systems. Bernward Janzing

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