: Weltreise nach York
Schulaustausch ist „super“meint Sarah aus Sydney. Jan ist gespannt auf sein Jahr in Florida ■ Von Heike Dierbach
Sich als AustauschschülerIn ein Jahr den Wind der großen, weiten Welt um die Nase wehen lassen – das geht auch in Buxtehude. Sarah Antonielli aus Sydney schnuppert hier seit Februar die Luft des Alten Lands. „Super“ist das Wort, das die 18jährige am liebsten benutzt, wenn es um den Austausch geht: „Mit meiner Gastfamilie verstehe ich mich prima.“Die Australierin besteht darauf, sich auf deutsch zu unterhalten. „Als ich hier ankam, konnte ich noch kein Wort“, lacht sie. Freunde hat sie in Buxtehude auch gefunden, und dabei Bekanntschaft mit der norddeutschen Mentalität gemacht. „Zu Anfang ging das ein bißchen langsam.“Und das Heimweh? Sarah hat gelernt, damit zurechtzukommen, sogar mit dem Hamburger Winter.
Nicht so gut gefällt ihr hier „die Innenstadt vielleicht, daß alles so industrialisiert ist. Aber sonst ist alles super!“Organisiert wird Sarahs einjähriger Schulaustausch von dem Verein AFS-Interkulturelle Begegnungen, einem gemeinnützigen Verein, der weltweit jährlich 10.000 AustauschschülerInnen betreut. 6.000-10.000 Mark kostet das Abenteuer für die Jugendlichen. Anfang September kommen wieder 18 SchülerInnen zwischen 16 und 18 aus aller Welt für ein Jahr nach Hamburg. Für fünf von ihnen werden noch ehrenamtliche Gastfamilien gesucht. Das Wort „Familie“gilt bei AFS übrigens auch für Paare ohne Kinder oder Alleinstehende. Ausschlaggebend sind das Interesse an anderen Lebensweisen und die Bereitschaft, einen jungen Menschen aus einer anderen Kultur wie ein normales Familienmitglied zu integrieren. Sprachtalente sind nicht nötig – schließlich wollen die Gastkinder deutsch lernen.
Lokale AnsprechpartnerInnen betreuen Familie und AustauschschülerIn während des Aufenthaltes. „Natürlich gibt es auch mal Probleme,“berichtet Kirsten Schwieger von AFS, „aber daß es gar nicht klappt, kommt selten vor. In diesem Fall kann die Familie auch während des Schuljahres gewechselt werden.“
Viele Hamburger Gastfamilien haben selber Kinder, die mit AFS auf Weltreise gehen – so wie Jan Biesenbender aus Eimsbüttel, der bald für ein Jahr nach Florida startet. „Eigentlich wollte ich zwar nach England“, meint der blonde 16jährige, „aber mit Palm Beach bin ich jetzt auch ganz zufrieden.“Die Gastfamilie in Florida wird ein schwules Paar sein. „Die haben wenigstens politisches Bewußtsein“, sagt Jan, der in Hamburg Sprecher der Grünen Jugendinitiative ist. „Ich hab ja etwas Vorurteile gegen die Amis, daß die alle konservativ sind, prüde und den ganzen Tag nur Hamburger fressen.“
Jan will sich gerne vor Ort vom Gegenteil überzeugen lassen. Angst vor Heimweh hat er nicht. „Meine Geige kann ich ja mitnehmen.“Seine Freundin allerdings nicht. „Die findet das zwar nicht lustig, aber sie versteht es und ich werd's schon überleben.“
Wer Interesse hat, eineN AustauschschülerIn ab September bei sich aufzunehmen, kann sich wenden an: Ursula Tamchina
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