piwik no script img

Fakten-Fakten-Focus von Studis gefoppt

■ Oldenburger StudentInnen outen sich: Wir haben Focus beim bundesweiten Uni-Test belogen und unseren Fachbereich grundlos gelobt: Ist die Uni-Hitliste des Nachrichtenmagazins ein Flop?

Den PolitologInnen an der Bremer Uni dürfte der neueste Schelmenstreich von Oldenburger Studis gerade recht kommen: Eine studentische Sechser-Bande bekannte sich dort jetzt dazu, das in der Zeitschrift Focus veröffentlichte Uni-Ranking höchstpersönlich und bewußt manipuliert zu haben. Nur durch eine interne Absprache und Schlamperei seitens der Interviewerin sei das überdurchschnittlich gute „Studentenurteil“zustande gekommen, sagen Ariane Girndt und Heiko Farwer. Und das katapultierte die Oldenburger Uni auf einer bundesweiten Hochschul-Hitliste mit 40 Plätzen auf den vorderen sechsten Platz.

Diese Fopperei könnte die Bremer Politikwissenschaftler entlasten. Schließlich landete deren Fachbereich gerade mal auf Platz 36. „Hier haben sich die Studenten also offenbar nicht abgesprochen“, frotzelt Politik-Professor Bernhard Peters spontan. Obwohl der Beauftragte für die Politik-Lehre schon vor Bekanntwerden des Oldenburger „Fakes“unschlüssig war, ob er „das alles glauben soll“, ist er dennoch alarmiert. „Schließlich beeinflußt so eine Veröffentlichung unsere Außenwirkung“, sagt er. So gesehen nehme man die Veröffentlichungen im Focus sehr ernst. Der Wissenschaftler hat deshalb bereits vor Wochen ausgiebig bei Focus angefragt, mit wem, wann und wo die Erhebung für das im Juni veröffentlichte Uni-Ranking (Focus 23/97) durchgeführt wurde. „Auf eine ernstzunehmende Antwort warte ich noch“, sagt er verschnupft.

Was die Oldenburger StudentInnen auffahren, sind große Geschütze gegen das vom Münchener Focus-Magazin beauftragte INRA-Meinungsforschungsinstitut (ehemals Sample-Institut) in Mölln. Dort prüft man jetzt die Vorwürfe der StudentInnen, die sich vor allem gegen eine Interviewerin richten – insgesamt aber die gesamte Umfrage unter 26.000 StudentInnen an deutschen Universitäten ins Zwielicht rücken könnten. „Dabei ist die Studie in dem Umfang eine völlig neue Geschichte“, sagt Focus-Mitarbeiter Klaus Patzak. „Dafür wurden nicht nur Studenten und Professoren befragt, sondern auch Personalchefs von Unternehmen.“Diese Dimension in Umfang und Ansatz hätten selbst frühere Spiegel-Umfragen nie erreicht, zumal auch „harte Fakten“wie die Zahl ausländischer StudentInnen oder von Veröffentlichungen in den Fachbereichen berücksichtigt wurden.

Die Oldenburger StudentInnen bezweifeln zwar stellenweise auch die „harten Fakten“wie die Relation von Studis zu Profs. Vor allem aber richtet sich ihre Kritik gegen „die Unbekannte, die uns einfach ein paar Fragebögen in die Hand gedrückt hat“. Dadurch bekamen die StudentInnen eine Woche Zeit für's Ausfüllen – und für's Pläne schmieden. „Schließlich war klar, daß die Frau uns einzeln befragen sollte“, argumentieren sie – und das bestätigt auch INRA-Sozialforscher Oliver Bössing. Daß die Befragten bis auf eine Ausnahme alles Politik-Fachfremde waren, und unter ihnen ganz regelwidrig sogar eine Zweitsemesterin, weiß er noch nicht. Die Studierenden haben unterdessen erste Maßnahmen ergriffen, damit ihr Rektor nicht, wie der Marburger Unichef, mit dem hervorragenden Ranking gleich zur Wissenschaftsministerin läuft. Nachdem niemand den Coup bemerkte, gingen sie in der Fachschafts-Gazette „caveté“jetzt selbst an die Öffentlichkeit und warnen die Lehrenden an der Uni Oldenburg: „So toll, wie wir Euch benotet haben, seid ihr nicht.“ ede

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen