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Bundeswehr: Spiegelbild der Gesellschaft

■ betr.: „Soldaten spielen Vergewal tigung“, taz vom 7.7. 97, „Kriegs spiel pervertierter Abenteurer?“, taz vom 8.7. 97

Da haben also Soldaten der Bundeswehr Hinrichtungen und Vergewaltigungen „gespielt“. Einzelfälle seien das, sagt die Bundeswehr und versucht, den Schaden zu begrenzen. Aber ist das nicht vielleicht doch die Spitze eines Eisbergs? Auf jeden Fall machen diese Vorfälle es der Bundeswehr schwerer, jenen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die Soldaten als Mörder bezeichnen. Joachim Fischer, Bremen

Die Bundeswehr versucht, ihre Soldaten – mit Erfolg – anständig auszubilden. Bei einem eventuellen „notwendigen Krieg“ soll es „anständig“ zugehen. In der Vergangenheit – und nicht nur in Deutschland – ging das immer daneben.

[...] Wer jetzt noch bereit ist, für seine „guten Ziele“ das Militär einzusetzen, und die Weiterrüstung betreibt, um den „Endsieg“ zu erringen, hat nicht begriffen, wo die Probleme der Weltbevölkerung liegen. Das sind nicht neue Kampfflugzeuge, neue Flugzeugträger für die Bundesmarine oder bessere Kampfpanzer, sondern Schutzimpfungen, das Räumen von Minen, die Wasserversorgung und gerechte Nahrungsmittelaufteilung. [...] Gerrit Guit, Bremen

[...] Man fragt sich, wer in der Bundeswehr wen für solche Sondereinsätze aussucht. Welche (Vor-)Bilder haben nur jene Vorgesetzten in ihren eigenen Köpfen, die ihre Soldaten „genauestens kennenlernen und sie nach Persönlichkeit und Leistung für einen Auslandseinsatz beurteilen“, wie die Hardthöhe es immer beteuert? Das Haus Rühe kann sich deshalb nicht hinter der Behauptung verschanzen, dies seien Einzelfälle im großen weiten Heer weithin anonymer Wehrdienstleistender. Die Übeltäter wurden auserkoren, besondere Aufgaben auszuführen.

Geschmacklos ist auch der private Fernsehsender, der nun das Video anpreist, um die Quoten seiner Voyeure und seiner Einschaltungen nach oben zu jagen. Soweit hat die Bundeswehr leider recht: Sie ist oft ein Spiegelbild der Gesellschaft... Peter Horvath, Ravensburg

Der Dienst in der Bundeswehr ist durch Stigmatisierung von Soldaten als Mörder, Rechtsradikale und Trunkenbolde in der Gesellschaft verpönt. [...]

In Wirklichkeit sind die Bundeswehrsoldaten nicht so schlecht wie ihr Ruf. Wer unbedingt darauf bestehen möchte, alle Soldaten pauschal als Mörder zu bezeichnen, sollte daran denken, daß vielleicht irgendwann nur noch solche Menschen in den Streitkräften dienen, denen es nichts ausmacht oder die sogar stolz darauf sind, als Mörder bezeichnet zu werden. Nikolaus Paffenholz, Münster

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