■ Press-Schlag: Bayern goes East
„Wir sind ja nicht hier, um eine Show abzuziehen, sondern um zu arbeiten“, sagte Markus Hörwick, der einzige der vielen Pressesprecher von Bayern München, der dafür bezahlt wird, als das versammelte Volk im Stadion von Waren/Mecklenburg murrte, weil Coach Trapattoni seine Mannen in den Wald, anstatt zu ihnen geschickt hatte. Eine Aussage, die zeigt, daß die Münchner immer noch gewisse Schwierigkeiten mit ihrer Identität haben. Natürlich weilt der Deutsche Meister nach Harz und Spreewald nun schon das dritte Mal im Osten Deutschlands, um vor allem Dingen eine Show abzuziehen. Zum Wohle und Umsatz des Sponsors Opel, und zur Pflege des eigenen Images.
Während sich Präsident Beckenbauer noch echauffiert, daß es „sogar in Hongkong interessiert, wenn bei uns ein Spieler Bauchweh hat“, weiß zumindest Uli Hoeneß, daß es genau darauf ankommt. „Wir verstehen uns nicht als Verein mit regionaler Basis“, sagt der Manager, „sondern als Verein mit überregionaler Basis.“ München den Sechzigern, Bayern die Welt? Ganz so ist es nicht gemeint, aber der Stolz auf die vielen Fanklubs außerhalb Bayerns ist den Klubverantwortlichen durchaus anzusehen. Da kommt ein bißchen einfache Sympathiewerbung in den neuen Ländern, gepaart mit einem preisgünstigen Trainingslager, höchst gelegen.
Im Städtchen Waren an der idyllischen Müritz rennen die Münchner offene Türen ein. Der örtliche Mc Donald's „grüßt die Bayern“ auf vielen Plakaten, und die regionale Jugend trägt brav die teuren Hemdchen des Klubs, als die Spieler zum abendlichen Training erscheinen und dem Autogrammschreiben eindeutig mehr Energie widmen als dem Ball.
„Bayern goes East“, ein erfolgreiches Unternehmen, das zu Nutz und Frommen beider Seiten wohl auch Bestandteil eines neuen Kontrakts mit Sponsor Opel werden dürfte. Schließlich warten mit Thüringen und Sachsen noch zwei weitere Länder auf ihre bajuwarische Kolonialisierung. Matti
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