Betr.: Sudan

Der Krieg im Sudan ist so alt wie der unabhängige Staat selber, der 1956 als exklusive Veranstaltung des arabischen Nordens ohne Beteiligung des schwarzafrikanischen Südens entstand. Mehrere Millionen Menschen sind in wiederholten Aufständen seitdem getötet oder vertrieben worden. Die südsudanesische SPLA unter John Garang kämpft seit 1983 und ist seit 1995 mit nordsudanesischen Gegnern des islamistischen Militärregimes in Khartum verbündet. Seit Jahresanfang ist die SPLA zusammen mit den anderen bewaffneten Oppositionsgruppen in der Offensive. Ein im April von der Regierung mit Splittergruppen im Süden geschlossenes Friedensabkommen blieb ohne Bedeutung.

Die SPLA ist mittlerweile in allen Teilen des Südsudan auf dem Vormarsch und meldete diese Woche die Einnahme von Tindalo – 60 Kilometer von Juba entfernt und die letzte Regierungsgarnison vor der größten Stadt des Südsudan – sowie von Ayod, eine Provinzhauptstadt 100 Kilometer südlich von Malakal. Die taz sprach mit SPLA- Führer John Garang am Mittwoch in Nairobi. Dort hatte letzte Woche ein Staatengipfel der ostafrikanischen Regionalorganisation IGADD stattgefunden, auf dem die Regierung des Sudan sich bereiterklärte, eine 1994 unterschriebene IGADD-Vereinbarung wieder zu respektieren, die sie zwischenzeitlich widerrufen hatte. In dieser Vereinbarung verpflichten sich die Kriegsparteien zu Verhandlungen und zur Etablierung eines nichtreligiösen Staatswesens im Sudan.