: Müll zu Waffenplutonium
■ Neue Studie: Plutonium aus deutschen AKW landet in französischen Bomben
Berlin (taz) – Wie zivil sind deutsche Atomkraftwerke? Atommüll aus deutschen Reaktoren hat aller Wahrscheinlichkeit nach zur Produktion von französischem Waffenplutonium beigetragen. So das Ergebnis der Analyse unveröffentlichter offizieller Dokumente aus Frankreich durch das WISE-Institut.
Rund 19 Tonnen deutsches Plutonium befinden sich derzeit in Frankreich, in der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague und in den MOX-Brennstäbe-Fabriken Marcoule, Cadarache oder Dessel, so die Studie im Auftrag der Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW). Das Resümee von WISE-Gutachter Mycle Schneider: „Deutschland hat nichts getan, um zu verhindern, daß Frankreich deutsches Material für Waffenplutonium nutzt.“ Insgesamt 265 Anlagen gibt es in Frankreich, in denen mit radioaktivem Material hantiert wird. Dabei hat Frankreich bewußt auf eine klare Trennung seiner militärischen und zivilen Atomschmieden verzichtet: 116 dieser Anlagen dürfen von den internationalen Atomenergiebehörden (IAEO und Euratom) kontrolliert werden, 30 davon werden auch militärisch genutzt, in 103 wird auch ausländisches Material verarbeitet. Das bedeutet, daß in mindestens 17 Anlagen ausländisches Material zu Waffenzwecken gebraucht wird. Und das, obwohl etwa Kanada und Australien ihr Uran für Frankreich ausdrücklich nur zur zivilen Nutzung liefern.
Es ist nicht auszuschließen, daß erhebliche Mengen Plutonium aus Deutschland verarbeitet wurden. Die UP2-Anlage in La Hague verwendet Brennstäbe aus deutschen Leichtwasserreaktoren – zur Hälfte wurde sie vom Militär finanziert und produziert auch Waffenplutonium. Die Anlage UP3 wurde gar zur Hälfte von Deutschland finanziert, trotz Option auf eine Militarisierung der Anlage. Auch der Schnelle Brüter, an dem Deutschland zu 11 Prozent beteiligt ist, stellt „exzellentes Waffenplutonium“ her. Der einzige verantwortliche Umgang, folgert der IPPNW, ist die sichere Endlagerung des deutschen Plutoniums. urb
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