piwik no script img

Black-out auf der Mir

■ Crew zog falschen Stecker: Totalausfall der Bordsysteme

Berlin (taz) — Da sitzen sie schon wieder im Dunkeln. Diesmal war es ein klarer Bedienungsfehler: Gestern früh zog die Crew das falsche Kabel heraus und löste einen Stromausfall aus. Die Batterien entluden sich vollständig und zu allem Überfluß kippte die Mir erneut aus dem idealen Winkel, so daß die Sonnensegel wieder zu wenig Licht bekommen.

Zum Glück verfügt die angedockte Rettungskapsel Sojus über eine eigene Batterie. Nur noch über deren Funkgerät konnte die Crew mit der russischen Flugleitzentrale in Moskau Kontakt aufnehmen. „Wir hatten heute eine ganz schlimme Situation“, erklärte Wladimir Solowjow gestern, doch die Besatzung sei in Sicherheit.

Offenbar zeigt der Dauerstreß Wirkung: zeitweise eingeschränkte Lebenserhaltungssysteme und dadurch wenig Sauerstoff, hohe Temperaturen, gedämpftes Licht, wenig Schlaf. Seit die Versorgungskapsel vor drei Wochen ein Leck in die Mir rammte, kommen die Kosmonauten einfach nicht mehr zur Ruhe. Dann die mehrfache Verschiebung der nötigen Reparaturen, weil Kommandant Wassili Ziblijews Herzrhythmus gestört ist. „Mach dir keine Sorgen, Wassili, alles wird gut, du mußt dich nur schonen“, funkte ihm der leitende Arzt gestern hoch.

So nimmt die Raumkontrolle die Crew in Schutz und will nicht verraten, wer am falschen Kabel gezogen hat. Die drei Männer trafen Vorbereitungen für die Reparatur der alten Schäden.

Bereits gestern mittag versuchten die Kosmonauten, die Mir mit Hilfe der Sojus-Triebwerke wieder zur Sonne auszurichten. Ein riskantes Unternehmen, denn die Sojus habe nicht viel mehr Treibstoff als nötig, um die Rettungskapsel heil zur Erde zu bringen, sagen Experten. Bei den Reparaturen am Spektr nächste Woche soll jetzt der Amerikaner Foale für den herzkranken Kommandanten einspringen. Die Nasa will aber ihre Zustimmung erst nach einem Test am Dienstag geben. urb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen