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Andere Pläne mit Marlene

■ Beim dem Gezänk um den „Marlene-Dietrich-Platz“ läßt SPD-Baustadtrat Porath die Schöneberger SPD auflaufen

„Schluß mit dem unwürdigen Gezänk“, hatte sich Tiergartens Baustadtrat Horst Porath (SPD) gesagt und kurzum einer Idee zum Beschluß verholfen. Ein Platz hinter der Staatsbibliothek am Potsdamer Platz, unmittelbar neben einem zukünftigen Musicaltheater, einem Kino und einem Varieté, soll nach der Filmschauspielerin Marlene Dietrich benannt werden. So beschloß es das Bezirksamt Anfang dieser Woche einstimmig. Und so wird auch die Beschlußvorlage in der Bezirksverordnetenversammlung am 28. August lauten. „Ich gehe davon aus, daß die BVV dem zustimmt“, so Porath.

Das Gezänk allerdings ist damit nicht ad acta gelegt. Am Donnerstag erhielt Porath per Fax einen Bittbrief seines Parteifreundes Hanns Leske, seines Zeichens auch SPD-Fraktionsvorsitzender von Schöneberg. Leske bittet Porath „ernsthaft“, von der Beschlußfassung durch die BVV im August Abstand zu nehmen, um das „traurige und vor allem unnötige Provinzpossenspiel“ nicht fortzusetzen. Denn nach mehr als einem Jahr haben sich auch Schönebergs SPD und Grüne zu einer mehrheitsfähigen Lösung durchgerungen: Der Kaiser-Wilhelm- Platz soll in Marlene-Dietrich- Platz umbenannt werden. So wird es die BVV Schöneberg beschließen – am 20. August, eine Woche früher, bevor die BVV Tiergarten über Marlene zu befinden hat.

Der Posse kein Ende. Zwei Marlene-Dietrich-Plätze in Berlin? Laut Senat ist eine Doppelbenennung von Straßen und Plätzen nicht mehr möglich. Also, so ließ die Pressestelle der Senatsbauverwaltung gestern verlauten, würden auf keinen Fall zwei Plätze mit dem selben Namen genehmigt. Noch gibt es das. Zum Beispiel zwei Kaiser-Wilhelm-Plätze. Einen in Dahlem und einen Schöneberg. Neuen Doppelbenennungen wird allerdings nicht mehr stattgegeben.

Tiergartens Baustadtrat Horst Porath denkt nicht daran, der Bitte seines Schöneberger SPD-Kollegen Hans Leske zu folgen. „Wir werden den Beschluß nicht zurückzuziehen.“ Schöneberg brauche sich gar nicht aufzuregen, so Porath. „Die haben lang genug Zeit gehabt, sich zu einigen.“ Das Bezirksamt Tiergarten habe sich eben schnell entschieden, Marlene Dietrich zu ehren. Und außerdem, findet Porath, sei der Platz auf dem debis-Gelände „ein angemessener Platz für die Schauspielerin“: mehrere Kultureinrichtungen rundherum, die Deutsche Kinemathek und auch die Marlene-Dietrich- Collection, die sich hier niederlassen wird. Ein anderer Aspekt sei: „Am Potsdamer Platz sollen weitere Straßen nach berühmten Künstlerpersönlichkeiten benannt werden, unter anderem nach dem Dirigenten Herbert von Karajan.“ Auch Marlene-Fans halten den Vorschlag, einen Platz am Postdamer Platz nach der Diva zu benennen, für geeigneter. Denn der Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg sei eine von Verkehr umbrauste Insel und nur ein Notkompromiß der Parteien, um sich nicht weiter zu blamieren.

Letztlich entscheiden wird die Senatsbauverwaltung, wenn die Beschlüsse beider Bezirksämter vorliegen. Dann sei die Frage, welcher Platz den Namen wirklich verdient, so der Pressesprecher. Jens Rübsam

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