■ Soundcheck
: Gehört: The Pastels / Yo La Tengo / Ed Rush

Gehört: The Pastels/Yo La Tengo/Ed Rush. Menschen wie Stephen Pastel scheitern mit Ausdauer. Schon seit 15 Jahren macht der Glasgower Sänger ausgetüftelte Popsongs, die man getrost für den Anfang von allem möglichen (z.B. Britpop) halten kann. Ebensolang aber verhunzt er sein überschaubares Werk mit einer grausam leiernden Stimme. Davon gibt es ja viele, nur bei Pastel ist das kein Tick, sondern er liegt auf allen Ebenen voll daneben. Das kümmert ihn aber kaum, und gerade dafür schlossen ihn auch in der gut gefüllten Markthalle wie schon tags zuvor in Heinz Karmers Tanzcafé alle ins Herz.

Mit Herzensangelegenheiten haben es auch Yo La Tengo zu tun. Ebenfalls seit 15 Jahren übernehmen sie die Funktion, den Underground mit ein bißchen Sentiment zu versorgen und ihn für die Zeit der Paare vorzubereiten. Darin hätte sich das Trio aus Hoboken gemütlich, bescheiden und auch ein wenig langweilig einrichten können. Doch nun haben sie mit I Can Hear The Heart Beating As One eine Platte vorgelegt, die bescheiden das Ende der Bescheidenheit ankündigt. Nicht nur daß sie nichts weniger als eine Zusammenstellung der gängigen Indie-Stile leisten, Stücke wie das Beach-Boys-Cover „Little Honda“, das das erste Set einleitete, führen über die lichte Trauer Yo La Tengos hinaus. Dementsprechend holzte vor allem Ira Kaplan an Gitarre und Orgel mit Genuß in die Vollgefälligkeit.

Spannungsfelder zog auch Ed Rush anschließend im aufwendig dekorierten Upper-Level auf. Gerne bürstete der glatzköpfige DJ in der Pose des feingliedrigen Aliens anfallende Melodien mit erbarmungslosem, kalten Elektro nieder. So verstiegen sich die Schichten in immer höhere Geschwindigkeiten. Angesichts einer Diashow mit aufgeblähten Plastiktierchen und Apfelkuchenmustern sowie der obligatorischen Lümmelsofas fand man sich einen Stock höher in einem wirklich gemütlichen Club wieder. Da konnte auch das traditionell hüftsteife Markthallen-Publikum kaum mehr an sich halten. Bis ein langer Abend, der gerade wegen seiner Milieuwechsel begeisterte, sein verschwitztes Ende fand. Mehr davon.

Volker Marquardt/ Foto: jms