: Reiseskizzen: Der Hamburger Zeichner Martin tom Dieck traf seinen französischen Kollegen Loustal bei einem Konzert in den Pyrenäen
Spielarten des „french vibe“: Paradisaque, das dritte Album von MC Solaar, wird in Paris schon vorab als große Sache gehyped, derweil in Fillols, einem 200-Seelen-Dorf am Fuße der Pyrenées Orientales, ein ganz anderes musikalisches Ereignis seinen Charme entfaltet.
Hier wird während eines Wochenendes das vielleicht kleinste Comic-Festival der Welt gefeiert. Eine Handvoll Zeichner, zwei kleine Ausstellungen, ein Tisch mit Büchern, initiiert von Alex Barbier, dessen abgründige aquarellierte Geschichten auch schon in Hamburg zu sehen waren.
Des Abends sitzt Barbier schlafend vor seiner Kneipe, und auf dem Platz davor sammelt sich das Publikum in Erwartung des Auftritts von Pascal Comelade. Der kommt aus dem Nachbardorf herüber mit zwei Musikern und einer ganzen Reihe von Kleinstinstrumenten.
Zelebriert wird mit mediterranem Charme ein umfassender Minimalismus. Die Instrumente, zum Teil kaum größer als die Hände, von denen sie gespielt werden, produzieren ein äußerst reduziertes Klangspektrum in mehr als lässigen Arrangements. Neben Eigenkompositionen besteht das Programm aus folkloristischen Adaptionen von Klassikern des 70er-Jahre-Rock. Gerade noch wiederzuerkennen: „Paint it black“, das auch auf Comelades letztem Album Musique Pour Filmes Vol. 2 zu finden ist.
Als nach Mitternacht die drei nicht-singenden Troubadoure von einer hiesigen Fanfaren-Kapelle unterstützt werden, klingt diese kurze Geschichte der Rockmusik wie der Soundtrack zu einem Kusturica-Film. Kurios, sagte Loustal. Ebenso kurios – und nicht minder charmant –, daß der französische Comicstar spontan Lust hatte, das Konzert für die taz zu zeichnen.
Die Musik von Comelade ist eine musikalische Variante von Comic. Auch auf den Covern seiner Alben finden die Genres zusammen: Sie sind gezeichnet von z. B. Joost Swarte, Max oder Monsieur Barbier, der als singender Zeichner am folgenden Abend Chansons zu Gehör bringen wird. Begleitet von Comelade auf selbstgebauten Instrumenten – french vibes.
Martin tom Dieck/ Zeichnungen: Loustal
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