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Rein oder nicht rein?

Elbe soll ab Ende 1999 Badewasserqualität erreichen. Derzeit gefährden noch Krankheitserreger die Gesundheit von SchwimmerInnen  ■ Von Achim Fischer

Rein oder nicht rein? Das ist am Elbstrand nach wie vor die Frage. Ein Bad in der Elbe sollte man sich – noch – verkneifen. Nicht wegen chemischer Gifte, sondern wegen der Belastung des Wassers mit Keimen aus den Klärwerken. In zweieinhalb Jahren aber soll alles besser werden. Dann nämlich übernimmt eine moderne Anlage die Arbeit des Klärwerkes Stellinger Moor. Die Elbe soll dadurch auf Hamburger Gebiet endlich wieder Badequalität erreichen.

Die Belastung des Stromes mit Schwermetallen oder Salzen ist seit den 80er Jahre drastisch zurückgegangen. Ursache dafür sind vor allem Firmenstillegungen und bessere Umweltschutzmaßnahmen in den neuen Bundesländern und in Tschechien. Außerdem werden die Abwässer aus den Hamburger Haushalten seit 1988 durch den Klärwerksverbund Köhlbrandhöft/Dradenau wesentlich besser als zuvor gereinigt.

„Die Schadstoffe sind kein Problem, solange Sie das Wasser nicht gerade eimerweise trinken“, sagt Heinrich Reinicke, Leiter der Wassergütestelle Elbe. „Schon problematisch“sei dagegen die Belastung mit Keimen. Sprich: mit Fäkal-Bakterien, die Durchfall oder andere Krankheiten übertragen können.

„Die Keime sind in den Abwässern der Haushalte drin. Sie werden in den Klärwerken zwar reduziert, aber nicht vollständig entfernt“, erklärt Gerd Eich, Sprecher der Hamburger Stadtentwässerung. Die Anlagen sind vor allem auf chemische Schadstoffe ausgelegt. Den Bakterien ginge es nur mit Hilfe aufwendigen Verfahren, zum Beispiel der UV-Bestrahlung, an die Membran.

Ende 1999 aber soll es mit dem Strandleben für hanseatische Darmbakterien dennoch vorbeisein. Die Stadtentwässerung möchte bis dahin ihr „Transportsiel Altona“fertigstellen. Dann wird die Brühe, die derzeit in Stellingen gereinigt wird, unter der Elbe hindurch in's moderne Verbundklärwerk gepumpt.

Angenehmer Nebeneffekt (neben der geringeren Betriebskosten): Die Einleitungen aus Stellingen am nördlichen Elbufer versiegen. Dradenau/Köhlbrandhöft leitet am südlichen Ufer ein. „Wir haben hier eine ganz andere Strömung“, so Eich. „Die Keimfahne kommt dann nicht mehr an den Strand heran“.

Die Altonaer SPD-Fraktion schlägt vor Freude schon mit den Schwimmflügeln. Und fordert Toiletten und Badeaufsicht für die Costa Hansa. Bis dahin jedoch rät die Umweltbehörde: Baden in der Elbe kann Ihrer Gesundheit schaden. Behördensprecher Ullrich Passon: „Wir verbieten niemandem, in die Elbe zu gehen. Aber wir fordern auch keinen dazu auf.“

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