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Teamgeistig und streßresistent

■ Bremer Berufsfeldfinder gibt Tips für die Job- und Lehrstellensuche

Heute wird Jens Flammann mit seinem „Check up für Schulabgänger“beginnen. Mit Fliege und Bügelfalte. Doch noch sitzt er im Bürgerhaus am Weserstrand und erzählt auf verschlungenen Wegen, wie man jungen Leuten bei der Berufsfindung hilft. In Jeans und verwaschenem T-Shirt.

Warum, bitte schön, soll man Schulabgängern bei der Berufsfindung helfen? Flammann, Jahrgang 1965, Wirtschaftswissenschaftler, Bereich Personaltraining (englisch auszusprechen!): Weil in Bremen fast jeder dritte Lehrling seine Ausbildung abbricht. Und jeder zweite Student in Deutschland sein Studium. Weil das den Steuerzahler knapp fünf Milliarden Mark Steuergelder kostet und weil die Berufsberater in den Arbeitsämtern völlig überlastet sind.

Dem will er ab dem 21. Juli ein bißchen Abhilfe schaffen. In Workshops von drei halben Tagen will er den Teilnehmern Zielmanagement, Kreativitätstechniken und Kommunikationsstrategien beibringen. Für 160 Mark und mit einem Programm, das er selbst entwickelt hat. „Ich war schon immer eher ein selbständiger Typ“, sagt Jens Flammann. Bei Mercedes-Benz habe man ihm den Stempel 'Aufschneider oder Genie' aufdrücken wollen.

Für einen guten Personaltrainer vielleicht nicht mal die schlechteste Qualifikation. Seine Seminare beginnt der 33jährige mit „Phantasiereisen“statt mit einer Aufzählung von Qualifikationen. Zeugnisnoten will er nicht hören: „In Englisch hatte ich eine Vier, weil ich mich nie traute meine Lehrerin mit 'You' anzureden“.

„Wo und wann warst du spitze?“, wird er die jungen Erwachsenen fragen: „Vorgestern beim Basketball?! – Na denn, was gehört dazu? Ein gutes Raumgefühl. Teamgeist. Körperbeherrschung. Und vielleicht eine gewisse Streßresistenz“. Er selbst arbeitete zehn Jahre lang in der Stadtranderholung: „Mit 1.200 Kindern und einer sozialen Durchmischung von Rotari bis zu Kindern mit verfaulten Zähnen“. Seine sozialen und psychologischen Kompetenzen also seien erfahrungsgesättigt.

„Kaos-Methodik“steht in seinem Briefkopf: Nicht Wissen, sondern „Impulse“bewegen zum selbstbestimmten Beruf. „Energieübertragung braucht Resonanz. Wenn die Leute aus meinen Seminaren mit zwei Impulsen weggehen, ist viel erreicht“. Zum Beispiel mit dem Tip, sich in der Sparkasse mal an der Kasse anzustellen und den Banker zu fragen: „Haben Sie einen Traumberuf?“

Den Boden dafür will er bereiten. Nennt man das 'esoterisch', so straight aufs Chaos zuzusteuern, dann wehrt er ab. Und sagt, er sei ja auch Ökonom: Infos soll es bei ihm schon geben. Die Berufe, die heute in den Arbeitsämtern über den Computer laufen, würden die Berufslandschaft doch längst schon nicht mehr abbilden. Ein bißchen Prognostik sei nicht zu verachten: Schickt eure Kids bloß nicht zur Bank – so sein Geheimtip. Da kriselt's in den nächsten Jahren mächtig. äff

Infos unter Tel. 700900

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