In der Hand von Konzernen

■ betr.: „Darf es auch billiger Solar strom sein?“, taz vom 15.7. 97

Euer Autor stellt die rhetorische Frage, ob die von Greenpeace beworbene Art der Solarenergienutzung nicht nur Alibicharakter hat. Natürlich ist ihm zuzustimmen, aus meiner Sicht gilt dies jedoch zur Zeit für die gesamte Stromerzeugung aus Solarenergie!

Die Solarenergie ist eine dezentral anfallende Energieform mit niedriger Energiedichte. Deshalb macht es wenig Sinn, diese Energieform in eine andere Energieform mit hoher Energiedichte (unter Energieverlust!), das heißt zum Beispiel in Strom umzuwandeln. Das interessanteste Potential für die Solarenergie ist die Bereitstellung von Raumwärme für Haushalte und Kleinverbraucher. Denn hier wird auch nur eine relativ niedrige Energiedichte benötigt.

Bei der Raumwärmeerzeugung aus Solarenergie werden direkt vor Ort Staub, Ruß, Schwefeloxide und Kohlendioxid vermieden. Dies ist für den Nutzer und Besucher sofort offensichtlich. Bei der Photovoltaik wird der erzeugte Gleichstrom unter Verlust in Wechselstrom umgewandelt und dann in das Netz eingespeist. Für den Nutzer ist es nicht erfahrbar, woher der Strom aus seiner Steckdose kommt, von seinem Dach oder aus einem AKW! [...] Jens Niemann, Hamburg

Unabhängig von den Motivationen der Greenpeace-Ökos gibt es schon einen Grund für Vorbehalte gegenüber solarthermischen 50-MW-Kraftwerken: ihre relative Zentralität. Gegenüber Kernkraftwerken und einigen Kohlekraftwerken sind sie zwar dezentraler, aber einige zehntausend Haushalte werden sich mit solch einer Anlage schon versorgen lassen.

Photovoltaikanlagen hingegen sind grundsätzlich vor allem zur dezentralen Anwendung geeignet, obwohl das von Greenpeace unterstützte „Mammutprojekt“ auf Kreta einen Beitrag zur Salonfähigkeit und damit Preisgünstigkeit leisten kann. Skeptisch stimmt natürlich, daß die Tochter eines Ölkonzerns die Anlage baut, allerdings ebenso wie die Beteiligung von PreussenElektra an dem Solarthermie-Kraftwerk.

Wenn wir in (ferner) Zukunft fossile und nukleare Großkraftwerke durch alternative (zum Beispiel solarthermische) Großkraftwerke ersetzen [...], dann wäre das zwar ein großer Fortschritt, würde aber die Energieversorgung weiterhin in der Hand von Konzernen lassen. Es läuft an den eigentlichen Notwendigkeiten vorbei, wenn man die alternative Energieversorgung in die Hände der gleichen Unternehmen legt, die heute nur um des Profits willen die Natur mit CO2 und Strahlung verwüsten, die „Dritte Welt“ und deren Arbeitskraft ausbeuten und die Proliferation von Nuklearwaffen fördern. Daniel Hard, Platten

Bei Anhängern einer zentralen solaren Stromversorgung in Kalifornien, Kreta oder sonstwo im heißen Süden mag Herrn Korffs Artikel Hoffnungen wecken. Daß die photothermische Stromerzeugung in unseren Breiten nicht und schon gar nicht zu einem Preis von 20 Pf/kWh funktioniert, sieht man am besten daran, daß es sie nicht gibt. Man kann's natürlich auch ausrechnen. Versuchen Sie mal, bei diffusem Licht Wasserdampf zu erzeugen, der eine Turbine antreibt! Und bauen Sie das Ganze in ein Einfamilienhaus ein, so daß mindestens der Eigenbedarf gedeckt wird! Und fangen Sie gleich morgen damit an!

Natürlich, wir können auch noch 70 Jahre Aufklärungs- und Bewußtseinsarbeit leisten. Vielleicht ist die RWE dann bereit, uns ein Kraftwerk in Kreta zu bauen, um 0,004 Prozent des Strombedarfs solar zu decken! Wolfgang Babanek, Mitglied

im Arbeitskreis Solartechnik

Südpfalz, Frankweiler