: Die heiligen drei Könige
■ Chuck Berry, Jerry Lee Lewis und Little Richard stehen jetzt zum ersten Mal gemeinsam auf einer Bühne
Der eine hat das Strafregister eines Schwerverbrechers, der andere gockelt in greller Clownsgarderobe über die Bühne, der dritte glänzt vor allem durch Vision. Jerry Lee Lewis, Little Richard und Chuck Berry könnten unterschiedlicher nicht sein – Könige sind sie jedoch alle. Könige des Rock'n' Roll. Hat ja auch jeder der drei irgendwie erfunden. Jetzt stehen sie das erste mal gemeinsam auf einer Bühne, und man muß sich fragen, wie bei dieser Staatsaktion das Protokoll aussehen muß.
Natürlich, musikalisch gesehen ist Chuck Berry die wichtigste Figur. Roll Over Beethoven, Johnny B. Goode und Sweet Little Sixteen stammen aus seiner Feder, die Gitarre spielt er mit virtuosem Vibrato. Jerry Lee Lewis steht zwar nur für einen Song, nämlich den wie von Sinnen gejauchzten Great Balls Of Fire, dafür klettert er während seiner Riff-Stakkati aufs Piano. „King“klingt für ihn gut, „Killer“besser. Und daß man nie so recht rausgefunden hat, wie zwei seiner Frauen ums Leben gekommen sind, schadete der Karriere des Verhaltensgestörten keineswegs. Daß er sich in etlichen zweitklassigen TV-Produktionen selbst verkörpert hat, übrigens auch nicht. Wer will, kann sagen: Berry spielte Punk, Lewis machte auf Punk.
Aber im Rock'n'Roll war ja sowieso stets erlaubt, was zuvor undenkbar gewesen war. Little Richard etwa, der wie Lewis auf ewig mit einem Hit verbunden bleiben wird, konnte in Tutti Frutti Zoten zum Thema Geschlechtsverkehr raushauen. Beim Auftritt des schwulen Entertainers im Stadtpark werden jene Menschen zu seinen expliziten Tips für Sexualpraktiken wippen, die sich ansonsten gerne über Schweinereien im HipHop ereifern.
Christian Buß So, 27. Juli, 15 Uhr, Stadtpark
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