What's hot, what's not: Versuchen Sie dies nicht zu Haus!
■ Nachwuchskräfte ermorden Vorgesetzte, Hercules wird neu aufgelegt, und die „Toppers“ sind auch mal wieder da – Geschmack in und um Hollywood
Sie erfahren es täglich am eigenen Leib: Mit der Welt geht es seit zweitausend Jahren bergab. Nicht nur, daß ganze Völker in einer perfide sublimierten Form von Kannibalismus einen ans Kreuz genagelten Leichnam anbeten, nein, dazu noch die Erfindung des Wonderbra, Gangsta Rap und Tupac Shakur, der nach seinem Debüt als Schauspieler in „Gridlocked“ erschossen wurde. (War er wirklich so schlecht?)
Das war die Ein- und Überleitung zu Katastrophen und Katastrophenfilmen. Meine Lieblingsmeldung ist diese hier: Ein Mann, der von Jan de Bonts erstem „Speed“-Thriller hellauf begeistert war, entführte am Sonnabend in North Carolina einen Bus. Mitfahrer überwältigten den last action hero, der bei dem Gerangel ums Leben kam. Wie und warum, weiß man wohl nicht; dabei liegt das Motiv für die Bluttat wirklich auf der Hand – auch ich hasse Verspätungen im Nah- und Fernverkehr.
Doch wie heißt es: Don't try this at home!, was auch im zweiten Fall gilt: In der letzten Folge von „Diagnosis Murder“ brachte eine Nachwuchsführungskraft den Konzernchef um, weil der ihn aus der Firmenzentrale San Francisco nach Stuttgart versetzen wollte. Wer würde den Mörder nicht verstehen?
Meine zweite Lieblingsnachricht ist die Meldung, daß „Topper“ wiederaufgelegt wird. Die Geschichte von Mr. und Mrs. Topper, eines verunglückten und auf die Erde zurückgekehrten Paares, wurde viermal verfilmt, am erfolgreichsten zu Ende der 30er Jahre mit Billie Burke und Roland Young. Der neue „Curtain Call“ sei keineswegs eine Farce, so Regisseur Peter Yates („Suspect“), sondern „eine Komödie, die nicht auf den Reflexen zwölfjähriger Schuljungen aufbaut. Unseligerweise gelten Filme mit so einem Anspruch heute gleich als ,sophistication‘.“ Maggie Smith und Michail Caine spielen das Paar als eines, das zu Lebzeiten in einem Stadthaus residierte, welches nun von einem Verleger (James Spader) bewohnt wird. Dem erteilen die Topper-Geister Rat in Frauenangelegenheiten, wobei sie schlimmste Verwüstungen anrichten. Es ist das erste Mal seit „California Suite“, daß die zweifach Oscar-prämierte Smith und Caine wieder zusammenarbeiten.
Mit dem Hinschreiten auf die Vierzig bedauert man plötzlich Vakanzen an Bildung und Anstand, verwandelt die schleichende Depression darüber jedoch bestenfalls in Boshaftigkeit.
Zum größten Flop unter den animierten Disney-Filmen droht sich „Herkules“ zu entwickeln. Kein Mensch in den Staaten will etwas von griechischen Sagen mit Gesang wissen. Vielleicht ist es aber auch so, daß bald kein Mensch mehr etwas von Disney- Trickfilmen, wie sie immer noch sind – ich sage „Pocahontas“ oder „Glöckner“ –, wissen will.
Zum Schluß der Todesstoß, Leser: Diese Woche erscheint das neue „Who Is Who“. Es enthält erstmalig Einträge zu (iih) Alanis Morisette, dem (auch van Gogh fehlte ein Ohr) Boxer Evander Holyfield, den (debil kommt weiter!) Britpop-Brüdern Liam und Noel Gallagher von Oasis und dem Golf-König Tiger Woods. Golfer sind die reichsten Männer überhaupt, weswegen hiermit ihre Entlobung bekanntgeben: George Clooney und Anke Westphal
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