: Bankfusion steuerfrei
■ Vereinsbank zahlt für Hypo-Anteile keine Steuern. Deutsche Bank steigert den Gewinn dank Börsenboom um 27 Prozent
Berlin/Frankfurt (taz/rtr) – Ein „genialischer Coup“ ist der Bayerischen Vereinsbank da geglückt, findet Rolf Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG. Ohne eine Mark Steuern zu zahlen, übernimmt die Vereinsbank 45 Prozent der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank (Hypo). Da sie die Hypo-Aktien für Wertpapiere der Allianz AG aus eigenem Bestand im selben Wert eintauscht (siehe taz vom 22. 7), macht die Vereinsbank keinen Gewinn. Mithin muß sie die „kreativste Kapitalmarkttransaktion der jüngsten Zeit“ (Vereinsbank-Chef Albrecht Schmidt) auch nicht versteuern. Erfreulich für Schmidt ist außerdem, daß die Allianz-Aktien im aktuellen Gegenwert von neun Milliarden Mark zu einem weit geringeren Preis „vor Jahrhunderten“, wie ein Sprecher der Vereinsbank sagte, eingekauft wurden. Den Einkaufspreis der zehnprozentigen Vereinsbank-Beteiligung an der Allianz wollte der Sprecher nicht nennen.
Mag der bayerische Coup auch genial sein, zu klagen braucht Breuer dennoch nicht. Die Deutsche Bank hat im ersten Halbjahr 1997 ihren Gewinn um 27,5 Prozent gesteigert. 1,5 Milliarden Mark hat das größte deutsche Finanzinstitut damit in den ersten sechs Monaten nach Steuern eingenommen. Im selben Zeitraum des Vorjahres hatte die Deutsche Bank auch schon um 24 Prozent zugelegt. Die Bilanzsumme ist seit dem 1. Januar um 12,4 Prozent auf 996,1 Milliarden Mark geklettert, wie die Deutsche Bank gestern mitteilte. Kräftig dazu beigetragen haben der Handel an den internationalen Finanzmärkten. Die Jonglage mit Devisen, Derivaten und Optionsscheinen brachte der Deutschen Bank zwei Milliarden Mark ein – das ist ein Plus von 48,3 Prozent. Zusammen mit dem Gewinn aus Provisionen trugen die Handelsgeschäfte das erste Mal in der Geschichte der Bank zu über 50 Prozent zum Gewinn bei.
Über 40 Prozent ihres Umsatzes und Gewinns macht die Deutsche Bank mittlerweile im Ausland. Damit sind nicht die virtuellen Buchungen an den Börsen der Welt gemeint, sondern real existierende Niederlassungen oder Töchter wie die Deutsche Morgan Grenfell in London. Außerhalb Deutschlands beschäftigt die Deutsche Bank 25.500 Menschen, im Lande sind es noch 48.500. Während jedoch in Deutschland – ganz dem Branchentrend folgend – kräftig Stellen abgebaut werden, stellt die Deutsche Bank im Ausland ein. Und auch expandieren und akquirieren wolle die Deutsche Bank nur noch im Ausland, sagte Breuer gestern.
Spekulationen über weitere Beteiligungen an den deutschen Banken werden damit jedoch nicht versiegen. Länder oder Objekte der Begierde nannte Breuer nicht. Eine Milliarde Mark will er zunächst bis Ende 1998 einsparen, in dem die Bank künftig nur noch an fünf Aktienhandelszentren weltweit tätig ist. ufo
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