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Die Gefahr kommt von links

Stresemannstraßen-Unfall kein Einzelfall: Rechtsabbieger häufigste Verursacher von Radunfällen. Todesfalle Radweg?  ■ Von Heike Haarhoff

Holprig, verschlungen, unübersichtlich, eng – über Hamburgs Radwege könne man viel Schlechtes sagen, „Todesfallen“aber seien sie nicht – darüber sind sich Polizei und Baubehörde einen Tag nach dem Verkehrstod einer 36jährigen Radfahrerin auf der Stresemannstraße/ Ecke Harkortstraße (taz hamburg vom 24.7.) einig. Die Frau war am Mittwoch auf dem Radweg von einem Lkw erfaßt worden, als dieser rechts in die Harkortstraße einbog. „Das war ein typischer Abbiegeunfall mit totem Winkel“, stellte die Fahrradbeauftragte der Baubehörde, Dagmar Meyer, gestern klar.

Bei solch einem Abbiegeunfall spiele es keine Rolle, ob der Radweg auf dem Gehweg verlaufe oder als eigene Spur auf der Fahrbahn, sagte auch Polizeisprecher Hartmut Kapp. Er widersprach damit der Kritik der Opposition. Die hatte gestern das „gefährliche Hamburger Radwegenetz“mit seinen „Slalomkurven an Kreuzungen“(GAL) verantwortlich gemacht für den Unfall bzw. „Umgehungsstraßen für den Durchgangsverkehr“(CDU) gefordert.

Die häufigste Ursache von Unfällen zwischen Rad- und Autofahrern seien vielmehr Abbiegefehler, entgegnet Kapp und bezieht sich auf die Hamburger Verkehrsunfall-Statistik 1996. 2.333 Rad-Verkehrsunfälle registrierte die Polizei insgesamt im vergangenen Jahr auf Hamburgs Straßen. In 57 Prozent der Fälle waren die motorisierten FahrerInnen Verursacher. Die meisten (400) übersahen die Radler schlichtweg beim Rechtsabbiegen; andere (308) mißachteten die Vorfahrt. Dritthäufigste Ursache (241 Fälle) waren „Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr“– wenn Autofahrer zum Beispiel zackig aus einer Garagen-Ausfahrt auf den Bürgersteig rollten. Daß bei diesen vielen Unfällen „nur“fünf Radfahrer ums Leben kamen, erscheint wie ein Wunder.

Die Zahl der Verkehrstoten sinkt seit 1989. Grund zur Entwarnung sei das aber nicht, sagt Kapp. Gegen den „Toten Winkel“fordert die Fahrradbeauftragte Meyer für Lkws den zweiten rechten Außenspiegel. Damit reicht sie den Schwarzen Peter nach Bonn weiter. Derzeit nämlich gilt diese Bundesvorschrift nur für neue Lkws.

Daß das Hamburger Radwegenetz dennoch erhebliche Mängel aufweist, streitet auch Meyer nicht ab: Radwege, wie der wurzeldurchwachsene an der Rothenbaumchaussee, seien „eigentlich unzumutbar“. Auch „wissen wir inzwischen, daß abmarkierte Fahrradstreifen neben der Fahrbahn in den meisten Fällen sicherer sind als Radwege auf dem Gehweg“. „Sicherheit durch Sichtbarkeit“nennt das Ulf Dietze, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) in Hamburg. Autofahrer nehmen die Zweiräder so besser wahr. Daß man deswegen jetzt alle Radwege auf die Straße verlegt, hält Meyer für illusorisch: Man kenne doch „die Lobbies, die hinter den verschiedenen Verkehrsmitteln stehen.“

Alternative Verkehrsexperten von GAL, ADFC, Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Greenpeace fordern, auf den Fahrbahnen Radstreifen abzutrennen. Wo der Platz dazu fehlt, wären auch „Angebotsstreifen“denkbar: Fährt kein Radfahrer darauf, dürfen Autos die Linie ausnahmsweise überfahren. Auch geänderte Vorfahrts- und Verkehrsregelungen könnten zu mehr Sicherheit beitragen: Am besten mit „konfliktfreien Ampelschaltungen“. Die radikalste Möglichkeit: Alle Fußgänger rund um die Kreuzung bekommen gleichzeitig Grün, so lange bleiben alle Autos stehen. „Aber das kostet zuviel Zeit“, sagt Meyer resigniert.

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